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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 272
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Man fred Littel

skripts zugesandt hatte. Dieser Brief versetzte mich in den dritten Himmel,
schreibt Oken im gleichen Brief an Keller. Doch die erhoffte Empfehlung
seiner Schrift durch Eschenmayer gegenüber einem Verleger blieb aus, und
auch die Rücksendung von Okens Manuskript ließ monatelang auf sich
warten. Wir sind ungemein gespannt - und unruhig, berichtet Oken während
dieser Phase des Wartens (7. April 1803). Das Pronomen wir sagt aus,
dass die Freunde mit ihm bangen und er sie an seiner Seite weiß.

Endlich beschließt Oken das Wagnis, seine Uebersicht des Grundrisses
des Sistems der Naturfilosofie und der damit entstehenden Theorie der Sinne
auf eigenes Risiko in Frankfurt drucken zu lassen. Geld dafür hat er allerdings
nicht, weshalb er Keller fragen muss, ob er ihm welches leihen könne:
... bedenke, daß ich das meiste auf Dich berechnet habe und bis jetzt noch
niemand weiß, bei dem ich das, was ich von Dir nicht erhalten kann, vollzählig
machen könnte. Und noch eindringlicher: Nun siehst Du, wie alles
liegt - laß mich nicht stecken, denn in welcher traurigen Lage wäre ich
nicht, wenn es gedruckt wäre, und ich hätte kein Geld [um die gedruckten
Exemplare bezahlen zu können]. (18. Mai 1803) - Keller, der selbst sehr
sparsam leben musste, konnte wohl nicht in dem gewünschten Maße helfen.
Okens Uebersicht ... wurde anscheinend erst 1804 ohne Jahresangabe, „In
Commission" bei P. W. Eichenberg in Frankfurt a. M., gedruckt, als Bro-
schur-Heftchen von 22 Seiten. An das Ende der Schrift hatte Oken setzen
lassen: Entworfen im Junius 1802, gewiss um sich das Erstrecht seiner Theorie
der Sinne zu sichern, die er in den folgenden Jahren ausarbeiten wollte,
was er dann auch tat. - (Bemerkung am Rande: Im Jahr 2002 wurde Okens
Schrift in einem Antiquariatskatalog zum Thema Naturphilosophie im 19.
Jahrhundert als sehr seltenes Erstlingswerk Okens für 620 Euro angeboten).

Im Sommer 1804 legte Oken seine Examina ab. Er hatte um kostenlose
Zulassung zur Doktorprüfung angesucht und dies mit zwei Punkten begründet
: /) den Genuß eines Sapienzstipendiums, welches die Armuth
schon voraussetzt, 2) meine hier beigelegten Studienzeugnisse.6 Am Uten
Julius 1804 schreibt er Keller: Schicke mir nächsten Samstag den schwarzen
Rock nebst weißer Weste - die Röcke der andern sind mir alle zu groß.
Am 28. Juli berichtet er seinem Freund über das erste Examen: es ging
im ganzen gut, und im letzten von Okens Freiburger Briefen an ihn, vom
30. August, lesen wir: Bester Keller! Am Samstag graduiere ich mit Engelhard
, Fendrich, Vogel - morgens um 10 Uhr, wobei ich eine Rede über die
Zeugung halte. Komm doch auch herein, wir wollen dann den Tag munter
zubringen ... Auf jeden Fall mußt Du mir meine schwarzen Hosen und die
zwei Hemden schicken; ich mangle sie sehr. (Also auch der praktizierende
Landarzt Keller muss sich von seinem bettelarmen Freund noch Hemden
und Hosen ausleihen!) Oken beschließt seinen Brief mit den Worten: Ich
bin fest entschlossen, das nächste Jahr alles aufzuwenden, um nach Würzburg
zu kommen. Komm doch! Leb wohl, Dein Okenfuß.


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