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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 274
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Manfred Zittel

Er gehörte zum innersten Kreis der Jenaer Frühromantik um die Brüder
Schlegel und war - nach Ricarda Huch8 - Goethes Liebling unter den Romantikern
. Nachdem er Caroline Schlegel geheiratet hatte, übernahm er im
Herbst 1803 eine Professur in Würzburg. Für Oken war Sendling der beste
Lehrer, den es auf dem Gebiet der Naturphilosophie überhaupt geben
konnte, obwohl Schelling erst 29 Jahre alt war, nur fünf Jahre älter als
Oken.

In den letzten Oktobertagen des Jahres 1804 traf dieser in Würzburg
ein. Und Oken wurde nicht enttäuscht. In seinem ersten Brief an Keller aus
Würzburg vom 20. November lesen wir gleich im zweiten Satz: Hier bin
ich wohl; Schelling ist — mein Freund. Ich besuche ihn allen andern Tag
abends um V2 9 bis 10 Uhr, wo er ißt. Er ist sehr liberal, grad gegen mich;
so sein Weib ...Er liest ein öffentliches Kollegium über die Metamorphose
der organischen Natur, das ich besuche, und worüber wir sehr oft sprechen
. Daher begegnet er mir, und wie es scheint sehr auffällig, als Freund.
Meine Abhandlung über die Zeugung wird er nach Bamberg an Göbhardt
schicken zum Drucken und zugleich Marcus bitten, daß er sie empfehle. -
Schelling seinerseits schreibt wenig später über Oken an Eschenmayer: In
der Vorlesung über Philos. habe ich diesen Winter an die anderthalbhundert
Zuhörer, worunter auch Dr. Oken ist, ein trefflicher Mensch, eine reine
Seele und von durchdringendem Geiste.9 Ein Urteil von Gewicht!

Besser hätte die Zeit in Würzburg für Oken gar nicht beginnen können.
(Hier nennt er sich fortan konsequent „Oken", um lästige Anspielungen zu
seinem Familiennamen „Okenfuß" auszuschließen. Am Schluss seines
Briefes an Keller vom 12. Dezember 1804 tut er auch dem Freund ausdrücklich
kund: Adresse an Oken, nicht an Okenfuß.) Er kann nun nicht
nur Schellings Vorlesung über Naturphilosophie hören, sondern sich mit
ihm als Freund des Hauses sehr oft darüber austauschen. Bei diesem
freundschaftlichen Verkehr an jedem zweiten Abend, an dem auch Caroline
Schelling teilhatte, selbst eine bedeutende Frau und Verehrerin Goethes,
wurden gewiss nicht nur naturphilosophische Gespräche geführt. Es konnte
gar nicht ausbleiben, dass Jena und seine Professoren, dass Goethe sowie
der Caroline und Schelling so vertraute Kreis der Frühromantiker zur Sprache
kamen (die das oben schon erwähnte Athenäum herausgebracht hatten)
und Oken hierzu Berichte und Erzählungen aus allererster Hand erhielt.
Caroline, damals schon 41 Jahre alt, hatte wohl ihre Freude an dem klugen
und originellen jungen Mann. Vier Jahre später schreibt sie an ihre Freundin
Paul ine Gotter: Wenn Du wieder einmal nach Jena kommst, so fasse ins
Auge einen kleinen jungen Mann und alten Gelehrten, der Prof. Oken heißt
...Er war schon in Würzburg sehr viel bei uns, und ich habe mich oft an
der Naivetät gefreut, mit der er sich und eine Menge wunderlicher, jedoch
guter Gedanken an das Licht zu stellen pflegte. (1. März 1809)'° Ein fein
und ohne jegliche Schärfe herausgestellter Charakterzug Okens verdient


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