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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 275
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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hier Beachtung: dass er sich und ... [seine] Gedanken an das Licht zu stellen
pflegte. Es war ihm wohl nicht unwichtig, sich selbst an das Licht zu
stellen; aber nicht als Selbstzweck, sondern in Verbindung mit den Gedanken
, um die es ihm ging.

Oken hörte auch Vorlesungen anderer Professoren; entscheidend war für
ihn jedoch Schelling, als Wissenschaftler wie auch als Freund, der bestrebt
war, seine Karriere zu fördern. Das persönliche Verhältnis der Schellings
zu Oken nimmt an Vertrautheit zu: Dir kann ich sagen, daß Schelling mich
sehr gern hat (an Keller am 18. Dez. 1804) und: Ich bin bei ihm wie zu
Hause ...Er vertraut mir seine Verhältnisse an. (20. März 1805) Die Äußerungen
Schellings und Carolines zeigen, dass Oken nicht nur als junger
Wissenschaftler, sondern auch wegen seiner menschlichen Qualitäten sehr
geschätzt wurde. - Am Ende des Wintersemesters veranlasst Schelling,
dass Oken zum Sommersemester mit seinen und Carolines Empfehlungen
an die Universität Göttingen wechselt, da sich dort für ihn weit bessere
wissenschaftliche Perspektiven eröffnen würden.

Doch zuvor hatte Oken den Winter in Würzburg überstehen müssen.
Seine Mittellosigkeit, das monatelange Ausbleiben der vom Oberamt in
Offenburg zugesagten Gelder und ein harter Winter stürzten ihn in schlimme
materielle Not, die sein Glück über die Beziehung zu den Schellings
erheblich beeinträchtigte. In dem schon oben zitierten Brief vom 23. Februar
1805, in dem er das Unglück seiner Freunde beklagt, schildert er Keller
ungewohnt ausführlich seine eigene, in materieller Hinsicht trostlose
Situation: Aber ein solches verdammtes Wetter habe ich noch nie erlebt.
Seit dem November ist hier Schnee, es ging wohl sechsmal auf, alles
schmolz, die andere Nacht regnete es, dann schneite es wieder darauf und
wurde wieder so als zuvor. Ich bin deswegen erst dreimal vor die Stadt hinausgekommen
... Die Nordwinde herrschen beständig ... Mir geht es hier
so übel, als es nur sein kann; ich kann aus Mangel der Stiefel nicht mehr
ausgehen. Nur nachts gehe ich zu Schelling oder Stadtphysikus Horsch
oder Professor Köhler. Essen kann er nur auf Bonus, also auf Kredit; er hat
50 Gulden Schulden. Seine ganze Hoffnung richtet sich auf das Honorar
für sein immer noch nicht gedrucktes Buch Die Zeugung: Ich habe mir
schon darauf Stiefel anmessen lassen; wenn sie der Filister nur nicht
bringt, [bevor] es angekommen ist. Aber das Nothwendigste fehlt mir,
nämlich ein Überrock, ich muß immer mein schwarzes Kleid anhaben, und
bald wird es abgeschabt und zerrissen sein. - Als ein Brief von Keller eintraf
, konnte er das Porto dafür nicht bezahlen, und er bricht in die verzweifelte
Klage aus: O Gott! was ist dies unser Leben - immer Sorge, Kummer,
Noth - und dabei soll ich nun arbeiten, um mir etwas zu verdienen, soll
lustig sein! - Aber Geduld! Und er beginnt Keller und sich selbst vorzurechnen
, wie viel sein Buch ihm einbringen würde. Etliche Exemplare wolle
er allerdings als Freiexemplare an Professoren verschicken; er müsse


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