Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 276
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Manfred Zittel

sich bekannt machen. So fände er vielleicht eine Anstellung, wohl gar in
Freiburg: Wenn aber Prof. Mohn stirbt, so schreibe es mir doch den Augenblick
, denn auf jeden Fall halte ich um die Kanzel [den Lehrstuhl] an,
besonders wenn er noch so lange lebt, bis ich der Universität meine Theorie
der Zeugung schicken kann. Der Existenzkampf erlaubt keine Skrupel.
Oken erwägt im Folgenden, wie er welchen möglichen Konkurrenten am
besten entgegenwirken könnte, und beschwört Keller noch einmal: Ist der
Alte tot, so mußt Du mir sogleich schreiben, ob ich sogleich mich melden
muß. Das zweimalige sogleich verrät Okens Notlage. Auch über Möglichkeiten
einer Anstellung in Würzburg spekuliert er. Irgendwie muss er doch
überleben. Am Schluss dieses langen Briefes lesen wir: Nicht wahr, Du
wunderst Dich, daß ich von den vielen Plänen noch nicht zerborsten[!] bin
- aber Lieber! von was soll ich mich denn nähren, wenn ich es [nicht] von
den Plänen kann.

Im seinem vierten und letzten Brief an Keller aus Würzburg (vom 20.
März 1805) warnt Oken ihn, seine bescheidene Landpraxis aufzugeben:
Bedenke doch, daß Du freie Wohnung und doch etwas Fixes hast - wozu
dieses [aufgeben] und ins Unbestimmte gehen? Für sich selbst allerdings
will er den eingeschlagenen Weg ins Unbestimmte trotz aller Widerwärtigkeiten
weitergehen: Wenn ich mich nun in die Praxis würfe, so wären ja alle
diese Aussichten, Aufregungen und Leiden von meiner Seite verloren.
Daher will ich lieber noch einige Zeit darben, um diesen Plan wenigstens
zu Ende zu treiben, sollte er auch gleichwohl mißlingen. Daß meine Theorie
muß Aufsehen machen, davon bin ich überzeugt ... Zweifel an sich
selbst befallen Oken nicht; diese Selbstsicherheit und eine ungewöhnliche
Willensenergie befähigen ihn, sein Leben lang, sich unter schwierigsten
Bedingungen zu behaupten. - Sag niemand, daß ich nach Göttingen gehe,
steht am Ende des Briefes. Er befürchtet, das Oberamt könnte sonst die
endlich angekündigte Überweisung unterlassen.

Die Briefe aus Göttingen

Aus Okens fast 2'/2-jähriger Göttinger Zeit (wenn man einen mehrmonatigen
Abstecher auf die Nordsee-Insel Wangerooge mitrechnet) liegen nur
fünf Briefe von ihm an Keller vor. Während der Abstand der Briefe aus
Würzburg ein bis zwei Monate betrug, fallen die Zwischenzeiten nun beträchtlich
länger aus. Schon aus Würzburg hatte sich Oken bei Keller über
das Ausbleiben von Briefen, auch der Freiburger Freunde, beklagt. Aus
Okens erstem Göttinger Brief spricht bittere Enttäuschung über die Freunde
: Meinen Kameraden in Freiburg werde ich wohl das letzte Mal geschrieben
haben. Sie denken gar nicht mehr an mich oder betrachten mich
wie ihren Bedienten, dessen Schuldigkeit es sei, ihnen Briefe zu schreiben,
ohne Antwort zu erhalten. Es wäre mir sehr angenehm, wenn die Freibur-


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