Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 279
(PDF, 99 MB)
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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wird mir wehtun, wenn ich von Göttingen weg soll, wegen der Bibliothek,
ohne die ich gar nicht mehr leben kann. (15. Juni 1807)

Wenn die Jahre in Göttingen für Oken auch keine einfache Zeit werden
sollten, so erwies sich Sendlings Rat, dorthin zu gehen, doch als richtig.
Nicht nur, dass die Bibliothek sich als unschätzbar erwies und Oken bedeutende
eigene Forschungen vorantreiben konnte; auch die angestrebte
Förderung durch bereits etablierte Professoren wurde ihm zuteil. Als erster
ist hier Karl Gustav Himly zu nennen, ein angesehener Professor der Augenheilkunde
, der von Schelling auf Oken hingewiesen worden war. Zu
ihm entstand schon in den ersten Göttinger Monaten eine freundschaftliche
Beziehung, wie Oken Keller berichtet: Hier lebe ich sehr zurückgezogen.
Himly ist mein einziger Freund. Er ist mir sehr gut und zieht mich hervor,
wo er kann, macht mich mit jedem Mann bekannt, von dem er glaubt, daß
er mir nützen kann ... Er will haben, ich soll sein Privatdozent werden.
(13. Aug. 1805) Schon eine Woche davor hatte Himly an Schelling geschrieben
: Daß Sie mir zu Okens früherer und näherer Bekanntschaft behilflich
gewesen sind, dafür danke ich Ihnen recht sehr. Ich finde ihn gleich
achtenswert und liebenswürdig. Seine unbestimmte Lage scheint ihn bei
geringen Vermögensumständen zu drücken und auf seine Gesundheit nachteilig
zu wirken. Einige Pläne habe ich zwar für ihn; vergessen auch Sie
ihn umso weniger, da bei seiner kindlichen Unwissenheit in der bürgerlichen
Welt und ihrem Gange fremde, fast möchte man sagen, Handhabung
nötig ist. (6. Aug. 1805)12 Diese einfühlsamen Sätze zeigen, welch guten
Mentor Schelling für Oken ausgewählt hatte! Wenn man manchmal Oken
als einen vom Schicksal und auch von inneren Widersprüchen gequälten
Menschen bedauern muss, so kann man ihn andererseits auch wieder beglückwünschen
zu seiner gleich achtenswerten und liebenswürdigen Art,
die ihm solche Freunde wie Schelling und Himly in dieser entscheidenden
Phase seines Lebens gewinnt. Das gibt ihm auch Zuversicht: Ich bekomme
sicher eine Anstellung, schreibt er an Keller, denn Himly, Hagmeier, Schelling
, Marcus arbeiten daran (13. Aug. 1805).

Auf dem Gebiet der Forschung hatte Oken durch Untersuchungen an
der Nabelschnur von ganz kleinen Schweinsembryonen, wie er Keller
schreibt, eine Entdeckung gemacht, die für die Naturwissenschaft Bedeutung
erlangen sollte. Doch ihre Publikation, die ihm Geld einbringen soll,
bereitet ihm Sorgen, da er zunächst die Kupferstiche seiner Zeichnungen
selbst bezahlen muss. Schelling hatte anscheinend seine finanzielle Unterstützung
angeboten, doch Oken hoffte, sie nicht beanspruchen zu müssen.
Er schreibt an Schelling: Ich habe mit Dankgefühl Ihr gütiges Anerbieten
verstanden, werde aber wahrlich nicht mutwillig Gebrauch davon machen.
Wenn Göbhardt [der Verleger in Bamberg] mir die Platten, die ich hier stechen
lasse, noch vor Michaelis [29. Sept.] bezahlt, so ist für lange geholfen
; nur diese haben eine Lücke in meine Ökonomie gemacht. (8. Sept.


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