Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 284
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0284
284

Manfred Zillel

führen kann. Machen Sie sich in Freiburg unter der Hand Freunde, so wie
Sie sich in den Wissenschaften Ruhm erworben haben. Offensichtlich beabsichtigt
von Ittner, seine einflussreiche Stellung zugunsten einer Berufung
Okens zu nutzen. - Okens Äußerung im Brief an Keller, er werde eine
mäßig dotierte Professur derb ausschlagen, zeigt uns, dass er auch Menschen
, die es gut mit ihm meinten, das Leben schwer machen konnte. Und
vor allem sich selbst! Denn eigentlich wollte er ja im Innersten nach Freiburg
; er wollte Lotte von Ittner heiraten, wozu ihm ihr Vater, den Oken
schätzte, den Weg zu ebnen angeboten hatte. Warum dann diese Reaktion
Okens? Ich glaube, sie hatte ihren Grund in Okens übergroßer Verletzlichkeit
, die vielleicht zum Teil Veranlagung war, gewiss aber auch durch seine
Herkunft und seinen Werdegang mitbedingt war. Er hatte sich alles mühsamst
selbst erarbeiten müssen und war dennoch immer wieder von anderen
, von Bessergestellten abhängig gewesen, denen er sich meistens geistig
überlegen fühlte und es auch war. Nun hatte er es zu Anerkennung, ja zu
Ruhm (wie von Ittner geschrieben hatte) gebracht. Dennoch fehlte ihm das
Vertrauen zu der Welt. Er fühlte sich blöd und links. Und deshalb witterte
er Kränkungen, wo keine waren, Verletzung seines Ehrgefühls - und
schlug derb zurück, wann immer er sich angegriffen oder nicht genügend
respektiert fühlte. - Man kann vermuten, dass Oken bei seiner hypothetischen
Ablehnung eines Rufes nach Freiburg vor allem an Prof. Ecker dachte
, den er seit dessen Zurückweisung seiner Übersicht ... für seinen Feind
hielt (und dennoch Keller wiederholt danach fragte, ob Ecker seine Schriften
gelesen und sich dazu geäußert habe, als warte er auf die Anerkennung
durch seinen früheren Lehrer). Aber er wusste doch von den Bemühungen
Ittners zu seinen (und Lottes) Gunsten - wie konnte er da an schroffe Ablehnung
denken? Vielleicht spielte hierbei sein wissenschaftlicher Ehrgeiz
eine Rolle, denn die renommierte Universität von Jena bot ihm ganz andere
Möglichkeiten als die damals in Deutschland wenig bekannte Universität
im Breisgau. - In einem Antwortbrief Kellers (einem von zwei kurzen, die
erhalten sind) schreibt dieser lapidar: Du sprichst von einem Ruf, den Dir
die Freiburger geben wollen; bisher hörte ich nichts hiervon. - K. rät
Klugheit an. (22. Mai 1808)

Aus einem für uns belanglosen Anlass schreibt Oken zwölf Tage später
erneut an Keller, wobei er seine vorangegangenen Aussagen über Jena um
Erstaunliches ergänzt: Daß ich hier wohl bin, habe ich Dir schon gesagt.
Es geht immer besser. Ich weiß nicht, ob ich Dir schon gesagt habe, daß
mir der Herzog vollkommene Freiheit gegeben, für vergleichende Anatomie
kommen zu lassen, was ich nur verlange. Besonders hat er sich schon
mehrmals erkundigt, ob ich noch nichts von Paris erhalten habe. Er treibt
mich aufs Blut ... Aber dieses ist herrlich vom Herzog. So kann ich etwas
tun und etwas Treffliches leisten. Einen solchen Eifer für die Wissenschaften
findet man nicht leicht bei einem Fürsten. Mit Göthe bin ich oft beisam-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0284