Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 285
(PDF, 99 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0285
Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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men. Er ist jetzt äußerst munter und gesellig und wirklich lustig. Er beschäftigt
sich mit den Knochen nach höheren Ansichten. - Oken hatte in
seiner Antrittsvorlesung am 9. November 1807 seine Wirbeltheorie der
Schädelknochen vorgestellt, die später zu einem nie offen ausgetragenen
Streit mit Goethe um die Priorität an dieser Entdeckung geführt hat. Man
spürt hier schon aus Okens Worten, dass er begeistert vom Herzog ist mit
seinem Interesse für vergleichende Anatomie, hingegen Goethes Beschäftigung
mit den Knochen nur recht nüchtern erwähnt. Dabei hätte es für ihn
eigentlich nicht weniger bewundernswert sein müssen, welche umfassenden
Kenntnisse der Dichter (!) und Politiker Goethe auf einem solchen naturwissenschaftlichen
Spezialgebiet besaß. Aber während der Herzog Karl
August von Sachsen-Weimar offensichtlich Gefallen gefunden hatte an
Oken, war dies bei Goethe anscheinend nicht der Fall, und entsprechend
reserviert reagierte Oken. Die „Chemie" stimmte zwischen ihnen wohl von
Anfang an nicht so richtig. (Einige Monate später kam es dann doch zu einer
Annäherung, die aber nur von kurzer Dauer war und in einem Eklat mit
endgültigem Bruch endete.)15 - Im Mai 1808, so verrät uns Okens Brief an
Keller, befand er sich nicht nur am Beginn einer glänzenden Karriere, sondern
schon auf deren oberen Rängen. Es waren noch keine vier Jahre vergangen
, seit er in Freiburg sein Studium beendet hatte. Aber welche Jahre
der Entbehrung lagen hinter ihm!

B) Okens Freundschaft mit Matthias Keller

Nur in den beiden oben zitierten Briefen an Keller aus Jena geht Oken
noch auf die Bereiche Universität und Wissenschaft ein; die übrigen Briefe
befassen sich fast ausschließlich mit Privatem. Es ist offensichtlich: Trotz
aller Bemühungen Okens in seinen Briefen, Keller zu einem beruflichen
Aufstieg zu ermuntern, hatte sich an dessen Situation als Landarzt kaum
etwas geändert, und die fachliche Kluft zwischen Oken und seinem Studienfreund
, der drei Jahre vor ihm promoviert hatte, war unermesslich geworden
. Vielleicht hat Keller deshalb schließlich nur noch in großen Abständen
an Oken geschrieben (was diesen ärgerte), weil er sich seiner fachlichen
Unterlegenheit bewusst war. Aber hier zeigen sich Okens charakterliche
Qualitäten: Er hält an dem Freund fest. Über Jahre hinweg wird er
nicht müde, Keller Möglichkeiten des beruflichen Weiterkommens aufzuzeigen
und ihn darin zu bestärken, dass er dafür befähigt sei. Dieses Thema
durchzieht als roter Faden schon von früh an Okens Briefe, wie noch ein
Weiteres: Kellers Suche nach einer Frau, die einiges Vermögen mitbringen
sollte, da er selbst nicht über die Mittel verfügte, um eine Familie standesgemäß
versorgen zu können. Auch hier suchte Oken seinem Freund zu helfen
. In den meisten Briefen Okens an Keller spielen diese Themen mit eine
Rolle, und nicht selten sind sie der Hauptinhalt. Daher muss auf sie hier


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