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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 289
(PDF, 99 MB)
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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bekundete, nach Jena zu kommen, handelt er umgehend und sucht die
Mutter Heinrich auf (der Vater war inzwischen verstorben), die nun anscheinend
in Jena lebte: ... diesen Nachmittag habe ich nun ausgeführt,
was ich schon lang zu tun fürchtete ... Ich komme soeben von der Mutter
[der Ere] Ich habe sie ohne Umschweife gefragt, was sie ihrer Tochter
geben könne und wolle, ob sie dieselbe an einen Arzt verheirathen würde,
jedoch ohne Dich zu nennen ... Er erfährt von der Mutter die Höhe der
möglichen Mitgift (sie ist nicht sehr hoch, da Eve noch fünf Geschwister
hat) und auch, dass sie es zwar nicht gern sähe, wenn ihre Tochter einen
Arzt nehme, weil sie selbst erfahren habe, wie übel eigentlich eine Frau
bei einem praktischen Arzt stehe, indessen sei das Sache ihrer Tochter. Gefalle
ihr ein Mann und könne sie ihn lieben, so werde sie ihr weder zu-
noch abraten ... Oken möchte offensichtlich keine Selbstzweifel bei dem
Freund aufkommen lassen und versichert ihm: Meines Erachtens bist Du
ein Mann, der jedem Weib gefallen muß. Sein Rat an Keller: Setz Dich auf
den Postwagen, der kostet Dich diese 50 Meilen ... 10-15 Gulden. In
6 Tagen bist Du da, in 3 Tagen hast Du gesehen und gesiegt, so kannst Du
in 14-21 Tagen wieder zu Haus sein ... Antworte mir bald oder schick
Dich mir selbst. (16. April 1811) Oken fügt ein Blatt mit einer Reiseanweisung
bei: Mit dem Postwagen mußt Du nicht bis Jena fahren, sondern nur
bis Weimar, da im Elephanten absteigen und einen Hauderer [Lohnkutscher
] verlangen, oder, was sehr wohl geschehen kann, zu Fuß hergehen (4
Stunden)... Mit diesem Blatt, das Keller helfen soll, Kosten zu sparen, enden
die überlieferten Briefe Okens an Keller aus jenen Jahren.

Wir können nur vermuten, was danach geschah; weitere Dokumente
fehlen. Keller hat diese Reise entweder nicht angetreten oder sie blieb vergebens
. Zu einer Heirat mit Eve Heinrich ist es jedenfalls nicht gekommen.
Vielleicht hat er es nicht gewagt, die von ihm so lange angestrebte und von
Oken so tatkräftig und besonnen vorbereitete Verbindung noch einzugehen
. Seine so verspäteten, also zögerlichen Antworten legen diese Vermutung
nahe. Ob Oken verärgert war, dass sein ganzes Bemühen, seine Opfer
an Zeit vertan waren, und er deshalb den Briefwechsel abbrach? Oder hat
Keller weitere, vielleicht vorwurfsvolle Briefe nicht aufbewahrt? Wir wissen
es nicht.

Einige Fakten aus Kellers weiterem Leben sind jedoch bekannt: Am
1. März 1814 wurde er - endlich und doch noch! - vom Großherzog von
Baden zum Physikus im Amtsbezirk Säckingen ernannt. So konnte er 1815
eine Barbara Freyberg heiraten. Sie starb 1825. Im folgenden Jahr schloss
er eine zweite Ehe mit Josephine Malzacher.16 Einem Brief von Okens
Tochter Clothilde kann man entnehmen, dass Keller vier Söhne hatte, wovon
der jüngste wahrscheinlich aus der zweiten Ehe stammte.

Auch über die Beziehung Okens zu Keller lässt sich noch etwas berichten
, da aus dessen Nachlass zwei Briefe Okens an ihn aus späteren Jahren,


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