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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 294
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Manfred Zittel

wenn wir im künftigen Frühjahr heuratheten. Ich habe eine Zulage erhalten
und stehe so, daß ich allenfalls eine Familie ernähren kann. Welche Vision
: die Doppelhochzeit der Freunde! Im nächsten Brief Okens an Keller
vom 16. April 1811 - es ist der letzte an ihn für über ein Jahrzehnt, den wir
kennen - geht es fast nur um Kellers Heiratspläne mit Eve. Im vorletzten
Satz fragt Oken: Warum hast Du mir nichts von Lotte geschrieben? Diese
Frage ist das Letzte, was wir von ihm über Lotte hören. Er fragt nach ihr. -
Zu einer Heirat mit ihr kam es aus uns unbekannten Gründen nicht.

Von Okens Biographen Alexander Ecker (dem Sohn seines Freiburger
Professors) erfahren wir über Lottes weiteres Schicksal: Zeitlebens aber
blieb Frl. v. Ittner, die sich niemals verheiratete, eine treue Freundin
[Okens], und ein Briefwechsel bestand bis zu Okens Lebensende.^ — Ein
Portrait Lottes, als sie etwa Mitte Sechzig war, zeichnete 1844 Annette von
Droste-Hülshoff in einem Brief aus Meersburg: Meine Haupt-„Liebschaft"
hier (Umgang kann ich es leider nicht nennen, da ich sie fast nie sehe) ist
ein allerliebstes Jüngferchen aus Konstanz, Fräulein Lottchen Ittner, Tochter
eines Gelehrten, die Latein spricht wie Wasser, aber vor Blödigkeit fast
ihr Schürzchen zerreißt, wenn man sie anredet... Man kann sie nicht ohne
Rührung ansehen; sie hat ein Gesichtchen, worin die Güte förmlich festgetrocknet
ist, und bringt ihre Zeit damit hin, Kranken oder sonst verlassenen
armen Leuten vorzulesen - die Zeitungen, wenn 's anders nicht sein kann,
obwohl ihr diese bis in den Tod zuwider sind. (2. Aug. 1844) - Lotte von
Ittner starb im Alter von fast 90 Jahren in Konstanz.19

Lorenz Oken, um auch diesen Lebensfaden noch einmal aufzunehmen,
heiratete 1814 Luise Stark, die älteste Tochter des in Jena wegen seines
Könnens und humanitären Wirkens hoch angesehenen Arztes Johann
Christian Stark d.Ä. Sie hatten zwei Kinder, den Sohn Offo und die Tochter
Clothilde. Luise hat Okens schwieriges Leben an seiner Seite bestanden
. Nach seinem Tod 1851 schrieb sie an seine Verwandten in Bohlsbach:
37 Jahre waren wir in Leid und Freud verbunden.20

Schlussbetrachtung

Zum Abschluss21 möchte ich versuchen, die Persönlichkeitsentwicklung
Okens knapp nachzuzeichnen, wie man sie nach Auswertung seiner Briefe
an Keller (ergänzt durch bekannte Fakten) verstehen könnte. Seine Jugend
war durch Armut und den frühen Verlust der Mutter belastet; aber dank
seiner herausragenden Begabung erfuhr er schon frühzeitig Förderung und
Anerkennung in den Heimatorten Bohlsbach und Offenburg, sodass er ein
ausgeprägtes Selbstbewusstsein entwickelte. In Freiburg konnte er ohne
größere finanzielle Sorgen - dank eines Stipendiums und privater Unterstützung
- die Grundlagen für ein Leben als Wissenschaftler legen. Eminent
wichtig waren hier für ihn die Freundschaftsbeziehungen, die ihm


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