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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 300
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Gerhard Lötsch

müßte, wie man hört, sie sei nicht bei ihrem Mann, was doch eigentlich
sein sollte, sondern sie sei samt ihren Kindern bei ihrem Vater, der ein großer
Aristokrat26 sein soll, aber es wäre doch besser, wenn der Vater und
die Familie die Frau bewegen würden, mit den Kindern zu ihrem Mann zu
gehen, denn er ist ein guter und braver Mann.

Am 29. Juli 1848 berichtete Helene Peter über die in „Untersuchung"
geratenen Freunde und Angehörigen. H. Rüster ist immer noch in Straßburg
, er hat eine solche Sehnsucht nach Hause, daß er fast nicht zurückzuhalten
ist, und kommt er, so ist man nicht sicher wenn man ihn arretieren
wird, am Sonntag sollen wir ja wieder Militär bekommen, es ist gar traurig
für die Flüchtlinge und ihre Familien. Habich denkt immer noch wieder
hierher zu kommen, wie ich gehört habe. - Der gute Oncle ist immer noch
in Frankfurt, aber seine Sache ist als noch nicht aus, es ist noch nicht einmal
am Parlament vorgekommen, sie scheinen es hinaus trainieren zu wollen
.21 Du kannst denken, was seine Frau und Kinder leiden, immer in einer
solchen Ungewißheit zu leben, wann wird's auch einmal enden.

Die ersten Zeilen des nächsten Briefes schrieb ein Kind; kindlich ist das
Datum: „Achern den 17 setemper"; es handelt sich um den 17. September
1848. Helene Peter berichtete: Doktor Habich ist ja frei, vorgestern kam er
hierher, aber welcher Jubel bei den hiesigen Bürgern, und auch Fremde
aus der Umgegend kamen, als die Kunde kam. Du machst Dir keinen Begriff
davon (er soll aber sehr angegriffen gewesen sein) mehrere Bürger
seien in den Saal in der „Post" gedrungen, wo er noch beim Untersuchungsrichter
war, und dann sammelte sich eine große Menge vor der
„Post" ihn erwartend, und als er heraus kam, war ein großer Jubel, es
wurde ihm ein Hoch gebracht und jubelnd begleiteten sie ihn dann in die
Brauerei zur „ Fabrik",n wo er früher wohnte, hernach zogen sie mit Musik
in „Engel"29 (ihn in der Mitte) wo er eingeladen war und dort wurden
ihm wieder Hoch 's gebracht, und dort blieb die erfreute Gesellschaft bis
12 Uhr beisammen. Jetzt erst sieht man, welches Zutrauen er besitzt. Jedermann
sagt, daß seine Praxis jetzt noch zunehmen wird.

Am 25. September 1848 berichtete sie dem Schwiegersohn, die Acher-
ner Bürger verlangten einen entschieden demokratischen Arzt und mehr
noch die Oberacherner und Kappler.30 Habich sei ins Oberland gefahren,
um Frau und Kinder zu holen und habe gestern, als am Sonntag, zurückkommen
wollen. Mittlerweile sind die Ereignisse dazwischen gekommen. —
„Die Ereignisse" waren der Einfall Struves in Lörrach am 21.9., dessen
Niederlage bei Staufen am 24.9. und die Ausrufung des Kriegszustandes
über das badische Oberland „bis einschließlich Achern".

Helene Peter fügte hinzu: Ihr werdet gehört haben, daß die gute Richterin31
, die so viele Leiden hatte einige Jahre hindurch, gestorben ist, heute
wurde sie beerdigt. Richter'2 war in Frankfurt und hat sie nicht mehr lebend
getroffen, was diesem gemütlichen33 Manne so außerordentlich weh


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