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Unbekannte Briefe aus der Zeit der badischen Revolution
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tut, es ist noch tröstend für ihn, daß sie vor einigen Tagen, als er wieder
nach Frankfurt abreiste, zu ihm sagte, an seiner Stelle würde sie auch
wieder nach Frankfurt gehen, sie dachte also nicht, daß ihr Ende so nahe
wäre.34
Am 28. September 1848 schrieb Helene Peter nach Freiburg, man wisse
noch nicht eigentlich, wie es im Oberland aussehe. Was die Schilderhebung
im Badischen35 betrifft, so denke ich wird es eine gute Zeit Ruhe haben,
nach dem unsinnigen Unternehmen Struves, aber gelogen wird so außerordentlich
viel, daß man nichts mehr glauben kann, traurig ist es auf jeden
Fall. Gott wolle doch die Menschen zum besten führen. - Wir haben noch
keine Soldaten, aber es bleibt leider nicht aus.
Der Brief vom 1. November 1848 verzeichnete nur Privates. - Im
nächsterhaltenen Brief, am 14. Februar 1849 begonnen, am 18. Februar
fortgesetzt, schrieb Helene Peter: Den 18., als ich dies Briefchen ausschreiben
wollte, so kam der gute Bruder von Frankfurt mit seiner Familie
an, er wird nun nach dem Rat seiner Ärzte eine Zeit hier bleiben, um durch
die hiesige Luft gestärkt zu werden. Oncle und Tante sind in dem vorderen
Zimmer einquartiert, die 2 Mädchen im hinteren Zimmer, nun aber könnten
wir auch keine Seele mehr logieren. Der gute Bruder ist so wohl, als er
nach einer so tödlichen Krankheit sein könnte 3b außer einem heftigen
Rheumatismus im linken Arm. Sein Arzt Hofbauer glaubt, daß der Bruder
seinen Arm dadurch erkältet habe, weil er an einer Brandmauer lag und
seine Hand immer an die Wand hielt, die gar oft vom Schweiß ganz, naß
war, wenn es ihm nur nicht bleibt, er kann zu Zeiten den Arm wenig bewegen
.31 Nun, wir wollen das Beste hoffen, die Tante und Mädchen sind
wohl und sind ganz vergnügt bei uns.
Erst vom 26. April 1850 ist wieder ein Brief von Helene Peter erhalten:
Ich beziehe mich auf mein letztes Briefchen, in welchem ich die Nachricht
von Onkels versprach, ich habe bis heute noch keine erhalten, ich kann
nicht begreifen, warum sie keine Nachricht von sich gebend - Unter denen
, welche die Rache der Sieger traf, war auch Helenes Sohn Franz. Das
Urteil von Franz ist leider gekommen und lautet auf 3 Jahre Gefängnis. Du
kannst dir denken, welche Bestürzung es erregte, da Franz auf keinen Fall,
und wäre es nur für 14 Tage, ins Gefängnis geht, so kannst Du denken, was
mir nun bevorsteht, obschon er fest entschlossen ist, wenn sich nicht in
kurzem eine Änderung ergibt, nach Amerika (meine Feder sträubt sich,
dies niederzuschreiben) auszuwandern. Du kannst denken, wie es mir ist,
denn ich weiß, daß ich für dieses Leben von ihm scheiden würde, er war
immer ein gemütlicher, für seine Eltern besorgter Sohn, wolle doch Gott eine
Rettung senden. Nur eines, liebe Mina, in einem solchen unglücklichen
Falle wünscht sich Franz ein Gewerbe treiben zu können. Max39 hat das
Wachsziehen erlernt. Er und Franz wollen die Steariu-Fabrikation erlernen
, es wurde ihnen aber eine horrende Summe verlangt, nun will Franz
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