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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 341
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Das Bezirksamt Appenweier

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Großherzogs aus. Geboren in Konstanz, hatte er es bis 1807 zum zweiten
Beamten am Oberamt seiner Geburtsstadt gebracht. Offensichtlich hoffte
er, in Bälde Nachfolger seines Vorgesetzten zu werden mit zweifellos
attraktiveren Aussichten, als Appenweier bieten konnte; und bereits 1810
ging Hütlins Rechnung auf.16

Franz Xaver Bossi übernahm nach einer Vakanz von zwei Monaten die
Leitung des zweiten Landamtes Offenburg am 1. März 1810. Da der badische
Staat weiterhin sparte, erhielt er seine Besoldung erst ab dem 23.
April, einen großen Teil davon noch in Naturalien: Das war - auf das Jahr
gerechnet - 640 Gulden Geld, 8 Malter (ca. 1200 kg) Roggen, 16 Malter
Dinkel, 2 Malter Gerste, 12 Ohm Wein „erster Klasse", 14 Klafter Holz für
sich und 6 Klafter für die Amtskanzlei.17

Der Geldbetrag war im Vergleich nicht eben hoch. Der zum Amtsrevisor
ausgewählte Brutschin hatte bisher als Amtsschreiber in Offenburg 850
Gulden Fixum und 250 Gulden durch Nebenarbeit bei den Landgerichten
verdient, dazu noch 6 Klafter gutes Buchenholz bekommen.18

Bossi war der Beamte, der sich am engsten mit seinem Amtsort verbunden
hat, obwohl er nur drei Jahre dort lebte. In Rastatt geboren, hatte er
sich als Kanzleiadvokat, Hofgerichtsadvokat, Oberamtsassessor bis zum
Chef des zweiten Landamtes hochgedient. Aber sein privates Schicksal
entsprach zunächst nicht dieser durchaus respektablen Karriere. Im Sommer
1810 starb sein 14-jähriges Söhnlein Philipp Ignaz Wilhelm und ein
Jahr später verschied seine Frau Adelheid, eine geborene Schmiseck, mit
dreißig Jahren an einer unglücklichen Niederkunft.19

Aber rasch ging das Leben für den Amtmann weiter. Bereits 1812 heiratete
Bossi ein zweites Mal.20 Seine Braut Franziska gehörte als Schwester
des Adlerwirts, Weinhändlers und Posthalters Ignatz Werner einer der
wohlhabenden und einflussreichen Familien des Dorfes an und brachte,
mit 35 Jahren auch schon Witwe, ihrem Mann ein beachtliches Wittum in
die Ehe. Eine Grundbeschreibung21 aus diesen Jahren verzeichnet für Bossi
, der bisher keinerlei wirtschaftliche Beziehungen zu Appenweier hatte,
ein Vermögen in Feldern und Wiesen von immerhin 5 Hektar und 22 Ar,
die sicherlich von seiner Frau gekommen waren. Auch ein ansehnliches
Steinhaus bei der Kirche, das in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts
abgerissen wurde, um mit seinem Grundstück den Kirchplatz zu erweitern,
stammte aus Franziskas Besitz. Dass Bossi ebenfalls über freies Kapital
verfügte, beweist ein Darlehen von 1165 Gulden, das er der Gemeinde Appenweier
gewährt hatte und von dem er noch nach seinem Wegzug Zinsen
erhielt.22

Doch diese wirtschaftliche Sicherheit hielt Bossi nicht davon ab, seine
berufliche Laufbahn weiter zu verfolgen. Schon 1814 ging er als
Oberamtmann nach Säckingen und von da in derselben Position nach
Gengenbach.


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