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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 347
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Das Bezirksamt Appenweier

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ordnete Behörde, das Bezirksamt, zu Hilfe. Bossi erkundigte die Stimmung
in Urloffen und stellte sich auf die Seite derer, die den alten Zustand
bewahren wollten, was er auch dem Kinzigkreisdirektorium berichtete.44
Dafür erntete er begreiflicherweise herbe Kritik beim Ortspfarrer Lichtenauer
und dem Appenweirer Dekan Walter: „Das großherzogliche Pfarramt
kann es nicht fassen, daß ein großherzogliches Bezirksamt von Appenweier
, ohne mit dem Pfarramt in Verbindung zu treten, dem Gemeinderat
in Urloffen sogleich ihr unkluges Begehren billigt, die Kirche in Zimmern
als Pfarrkirche zu reklamieren. "45

Der Streit überdauerte die Existenz des Bezirksamtes und kam erst in
den dreißiger Jahren mit dem Neubau eines großen, schönen Gotteshauses
zu seinem Ende.

Eine Auseinandersetzung unter den Besitzern des Hub- oder Pfärchwal-
des konnte das Bezirksamt nach Jahren, aber noch vor seiner Auflösung
schlichten. Das Forstgebiet, das seit dem Mittelalter Renchner Bürger nutzten
, gehörte um 1800 155 Einwohnern aus Renchen und 134 aus Wags-
hurst. Da deren Meinung nach sich die Holzerträge bei weitem nicht mehr
lohnten, beschlossen sie, den Wald abzuholzen und das Gebiet in Wiesen
und Felder umzuwandeln, so wie man es mit dem benachbarten Maiwald
schon früher getan hatte. Doch die anfängliche Einigkeit bröckelte, eine
Gruppe der Waldgenossen wollte die bisherige Nutzung erhalten und verlangte
, den Bestand zu teilen. Als sich die Meinungsverschiedenheiten
steigerten und die Forstinspektion in Achern sogar die bisherigen Vorgesetzten
des Hubwaldes absetzen lassen wollte, wandten sich die Betroffenen
an das Amt, damit es Abhilfe schaffe.46

Die angerufene Instanz untersuchte den Fall, schaltete auch die Kreisdirektion
ein und erzielte auf einer Versammlung 1816 folgenden Kompro-
miss: 27 Genossen mit 36 V2 Rechten - sie werden jetzt „Waldhuber" genannt
-, die an der Holzproduktion hängen, bekommen ihren Anteil am alten
Forst zugestanden und im Distrikt „unteren Schrott" eingemessen. Die
Mehrzahl von 301 mit 370 V2 Rechten, welche den Boden für Matten und
Äcker urbar machen wollen - sie heißen jetzt „Feldhuber" -, erhalten den
Rest, den sie in Losen ausstocken können. Bis es so weit war, dauerte es
seine Zeit. Erst kurz bevor Amtmann Rüttinger seinen Posten in Appenweier
verließ, erlaubte er am 12. Februar 1819 dem Amtsschultheißen Fritz
von Renchen, den Hub- oder Pfärchwald zu verlosen.47

Zu den sicherheitspolizeilichen Aufgaben des Amtes gehörte die Fahndung
nach „verdächtigen Personen, besonders Vaganten und Jaunern".
Dabei nahm man auch schon das Medium der Zeitung zu Hilfe, z. B. das
Großherzoglich-Badische Anzeige=Blatt für den Kinzig=Murg= und
Pfinz= und Enz=Kreis", das gewöhnlich zweimal in der Woche erschien
und viele Mitteilungen für das alltägliche Leben veröffentlichte, amtliche
Verordnungen, Versteigerungen, Erbvorladungen, Marktpreise usw.


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