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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 352
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Karl Maier

Schon zwei Jahre später erfüllte sich Sensburgs Voraussage. Das Regierungsblatt
Nro. V. veröffentlichte am 10. Februar 1819, was Großherzog
Ludwig bereits am 23. Januar verordnet hatte: „Die Ämter Kleinlaufenburg
und Appenweier werden aufgehoben ... der Bezirk des Amtes Appenweier
den Ämtern Offenburg und Oberkirch, und zwar dem ersten: die Orte Appenweier
, Durbach nebst Zubehörden, Ebersweier, Herztal, Urloffen und
Windschläg; dem zweiten: die Orte Renchen mit Wagshurst nebst Höfen,
Nußbach und Zusenhofen zugeteilt. "

Zu spät, aber auch ohne Aussicht auf Erfolg, reisten Vogt Denner aus
Durbach, Gerichtsmann Schütt aus Wagshurst und der Landtagsabgeordnete
Franz Michael Knapp aus Appenweier Mitte Februar für vier Tage nach
Karlsruhe, um das Missgeschick noch zu verhindern;63 im Gegensatz zu
1809 hatte die Delegation kein Glück. Am 1. März verließen die Beamten
den Ort und gleichsam symbolisch für den Ansehensverlust Appenweiers
ging auch der Dienstagswochenmarkt ein und wurde ebenfalls nach Offenburg
verlegt.64

Das Organisations-Rescript von 1809 sah vor, parallel zu den Ämtern
und zuständig für deren Bezirke, zwei weitere Behörden einzurichten, ein
Physikat und ein Dekanat. Das eine sollte sich um das Gesundheitswesen
kümmern, das andere um die religiösen Bedürfnisse der Untertanen. Physi-
kus und Dekan waren gehalten, die Beamten zu beraten und deshalb am
Amtsort ihren Sitz zu nehmen, unterstanden aber unmittelbar der nächsten
Instanz, dem Kreisdirektorium.

Das Physikat übernahm der Offenburger Arzt Dr. Jessele, er blieb aber
in der Stadt wohnen. Sein Aufgabenbereich umfasste alles, was die Gesundheit
von Mensch und Tier betraf, und musste daher für die ordungsge-
mäße Arbeit des gesamten medizinischen Personals, Chirurgen, Bader, Hebammen
, Tierärzte und Apotheker sorgen. Hervorgehoben aus der Reihe
von Rekrutenvisitationen und Hebammenexamen sei Dr. Jessels Mitarbeit
an dem Projekt, die Blattern mit Kuhpokenimpfungen zu bekämpfen, das
die badische Regierung schon seit Beginn des Jahrhunderts entwickelte
und, nachdem der Impfzwang aller Kinder staatlich verordnet worden war,
erstaunliche Erfolge erzielte.

Nicht entschließen konnte sich Dr. Jessel, nach Appenweier zu ziehen,
auch nicht als ihm das Ministerium mit Gehaltskürzung drohte.65

Anders als der Physikus liebte der zum Dekan ernannte Pfarrer von Appenweier
Anton Walter das Dorf, das er betreute. Vom Kloster Allerheiligen
eingewiesen, begann er 1789 den Dienst als Führungsmesser an der
Kirche St. Michael und blieb dort mit kurzen Unterbrechungen, 1802 Pfarrer
geworden, bis er starb.

Ein Beispiel für seine Dienstgeschäfte bietet der oben angeführte Zwist
um das Zimmerner Pfarrrecht, über das alle Instanzen zwischen Pfarramt
und Ordinariat bzw. Gemeindeverwaltung und Innenministerium miteinan-


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