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Dieler Kauß
IV. Die Pfarrei Nordrach, einzige Einrichtung für das Gesamttal Nordrach
mit Kontinuität
Um im Mittelalter für uns als Pfarrei gelten zu können, müssen die Pfarrei,
der Pfarrer, die Kirche und der Kirchenpatron eines Ortes bekannt sein.
Unter der Berücksichtigung der geographischen Situation und der Besiedlung
kann man dann sogar das Alter der Pfarrei bestimmen. Für das mittelalterliche
Nordrach ist alles dazu Notwendige urkundlich belegt:
1287 besitzt das Kloster Gengenbach das Patronatsrecht in Nordrach.
Dies heißt, dass das Kloster der Inhaber der Pfarrei ist. In den Jahren 1423
und 1450 sowie 1451 werden die Begriffe „Kirchherr" und „Leutpriester"
genannt. 1451 ist der Leutpriester identisch mit dem 1450 erwähnten
„Kirchherrn".
Was bedeutet das?
Kirchherr ist derjenige, der bestimmen kann, wen er als Pfarrer auf eine
Pfarrei setzt. Dies war beim Kloster Gengenbach ein dortiger Mönch, der,
wenn er selbst die Stelle versah, zugleich auch „Leutpriester", also Seelsorger
war. Schließlich ist im Jahr 1459 das Kirchspiel Nordrach genannt,
das über den Bezirk Nordrach-Dorf bis hinauf in die Moos reichte. Mitte
des 16. Jahrhunderts sind Pfarrverweser genannt, die im Kloster Gengenbach
wohnten und „ambulando", d. h. mit Pferd oder zu Fuß, die betreffende
Klosterpfarrei betreuten.
Die urkundliche Lage ist so, dass durchaus im Mittelalter in Nordrach
eine Pfarrei bestand. Sie wurde als solche vom Kloster bestückt, solange
die Mönche dazu ausreichten, war dies nicht der Fall, so konnte der Abt
Weltgeistliche anstellen.
Der Kirchenpatron, der Hl. Ulrich, zwar erst als solcher in Nordrach im
16. und 17. Jahrhundert genannt, hilft uns ein wenig, das Alter der Nordra-
cher Pfarrei zu bestimmen. Dessen Verehrung setzte schon kurz nach seinem
Tode im 10. Jahrhundert ein. Im späten Mittelalter war er ein beliebter
Volks- und Kirchenpatron geworden. Vor allem war der Hl. Ulrich Fischerheiliger
sowie ein Wasser- und Quellpatron. In Nordrach dürfte sich die Situation
in der Dorfmitte erst im 13. Jahrhundert so verdichtet haben, dass
man hier eine Kirche errichtete und diese zum Mittelpunkt eines großen
Kirchspiels machte.
Damals genügte es übrigens, wenn der Seelsorger an Sonn- und Feiertagen
sowie zweimal in der Woche den Gottesdienst feierte und die Sakramente
spendete.
Die soeben angesprochene Pfarrkirche in Nordrach lag auf dem Gebiet
des heutigen Friedhofs und war eine so genannte Chorturmkirche, die den
Chorraum mit einem Turm darüber versah. In den Jahren 1725 und 1747
wurde diese Kirche erheblich erweitert, der alte Chor mit Turm abgebrochen
und dahinter dann ein neuer Turm angebaut. Der heutige Kirchenbau
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