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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 394
(PDF, 99 MB)
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Dieter Ortlam

Riss-Kaltzeit in einer älteren Kaltzeit (Mindel-Kaltzeit oder älter), da das
von einem Inlandeiskörper geprägte Gletschertopf-Inventar auf den Gipfelfluren
und deren aufgesetzten Felsbastionen nicht von lokalen (Tal-)Ver-
gletscherungen abgeleitet werden kann, wie dies heute in den Alpen zu beobachten
ist. Leider ist das Alter den Gletschertöpfen auf diesen Felsbastionen
der hoch gelegenen Mittelgebirgskämme aber nicht anzusehen - abgesehen
von zwei zu beobachtenden verschiedenen Verwitterungsrauigkeiten
der Topf-Oberflächen (Ortlam 1994) -, sodass nun die Erkundung und Datierung
etwaiger glazialer Sedimente aus dieser Kaltzeit angesagt waren.
Der Verfasser suchte diese Hohlformen in den letzten Jahrzehnten bewusst
nicht auf verkarstungsfähigen Gesteinssubstraten (u. a. Dolomit, Kalk und
Gips) und nicht in Tälern, um eine eindeutige genetische Aussage zu erhalten
. Nichtsdestotrotz können auch in solchen Gebieten zweifelsfrei Gletschertöpfe
beobachtet und nachgewiesen werden (z. B. Schwäbische Alb,
auf dem jurassischen Kalk-Hammelrücken = röche moutonnee des berühmten
Potala in Lhasa/Tibet, Ortlam 2000; das oft aufgesuchte Edelfrauengrab
bei Ottenhöfen/Nord-Schwarzwald und der bekannte „Woog" im Südschwarzwald
, Reichelt 1960, wie dies aus Abbildung 6 ersichtlich ist).

Um diese glazialen Sedimente zu entdecken, war es im Schwarzwald
und dem angrenzenden Oberrheingraben notwendig, anhand von (leider
allzu seltenen) Tiefenaufschlüssen unter die dachziegelartig in der Vor-
bergzone liegenden, äolisch gebildeten und alles den Untergrund verhüllenden
LößTLößlehm-Decken zu schauen, deren Alter die beiden letzten
Kaltzeiten (Riss- und Würm-Kaltzeit) umfasst (Fauler 1936). Erste Hinweise
kamen dabei von Kernbohrungen im Untergrund und den Flanken
des Achertales des Raumes Achern (z. B. Kernbohrungen am Wasserbehälter
„Waldsee", Abb. 19), wo zahlreiche Hinweise auf vorhandene mächtige
Grundmoränen vorlagen („Bergkies" in den Bohrbeschreibungen, z. B. der
Fa. A. Keller, Baden-Baden-Steinbach). Diese sind wasserwirtschaftlich
wegen ihres bindigen Unterkorns einfach nicht nutzbar, obwohl der Versuch
dazu von (unkundigen) Fachleuten immer wieder unternommen wird,
leider vergeblich und kostenträchtig für den Auftraggeber.

Außerdem ergaben sich aus paläontologischen Untersuchungen dieser
merkwürdigen strukturfreien Ablagerungen mit ihrem weiten Kornspektrum
(Ton-Schluff-Sand-Kies-Steine/Findlinge/Erratikas, Abb. 19) Hinweise
auf einen bunten „Abfallhaufen" von Fossilien meso- und känozoi-
schen Alters, was für vom Eis zusammengeschobene Schichten des Untergrundes
zu Grundmoränen typisch ist. In Norddeutschland stellt dies bei
vielen glazialen Serien (z. B. Lauenburger Schichten der Elster-Kaltzeit
und bei Grundmoränen; Ortlam & Vierhuff 1978) die Regel dar und konnte
dort in hunderten von bis zu 510 m tiefen Aufschlussbohrungen der Wasserwirtschaftlichen
Rahmenplanung Nord-Niedersachsens immer wieder
festgestellt werden.


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