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Dieter Ortlam
men mit den typisch kantengerundeten Blöcken - abgeleitet werden konnte
(Abb. 7 und 9). Die Grundmoräne lag außerdem dem im Untergrund anstehenden
nicht aufgewitterten, sondern glatt polierten (grobkörnigen) Acher-
tal (Oberkirch-)Granit (= „Schwartenmagen"-Granit) mit scharf gezogener
Begrenzung auf, dessen Oberfläche sich außerdem als Gletscherspiegel mit
Kritzen (= Schrammen) darbot (Abb. 10).
An den heute gut einsehbaren (Reb-)Talflanken des Achertales lassen
sich lokal aus den Hängen deutlich herausragende Felsbastionen beobachten
, wie z. B. die bereits abgebildeten und beschriebenen Giersteine bei
Bermersbach (Abb. 1 bis 4), der bekannte Dasenstein im Achertal oberhalb
Kappelrodeck (Abb. 11), einzelne Solitärfelsen an den Rebflanken des Bienenbuckels
und der markante Kutzenstein oberhalb von Waldulm/Mös-
bach. Letzterer trägt auch zahlreiche Dach-Gletscherköpfe, deren höhere
Teile leider durch menschliches Einwirken Anfang des letzten Jahrhunderts
teilweise abgetragen wurden. Diese Warzenfelsen (= eisbeschliffener
Härtling; hiermit) weisen deutliche Verformungen auf, die auf talabwärts
gerichteten Gletscherschliff hinweisen („röche moutonnee = Hammelrücken
), sodass die Genese dieser Warzenfelsen hauptsächlich als Gesteins-
härtlinge zu deuten wäre. Einige Gesteinsblöcke der Grundmoräne zeigten
außerdem ebenfalls glazial bedingte Oberflächen-Schrammen/Kritzen
(Abb. 12) sowie so genannte Po/sfer-Kalifeldspäte (hiermit) mit abgerundeten
Kanten und kleinen Kritzen (Abb. 13), entstanden durch ihre größere
Gesteinswiderstandsfähigkeit gegenüber den umgebenden Gesteinspartien
beim erosiven Grundmoränen-Transport (Mini-Gesteinshärtlinge/-War-
zen). Diese eisbeschliffenen und (Oberflächen-)erhabenen Polster-Kali-
feldspäte lassen sich im Bereich des Achertal-(Oberkirch-)Granites allenthalben
beobachten, z. B. am Himbeer-Schrofen und dessen Blockgletscher
-Meer (Buchwaldkopf östlich Kappelrodeck), am Fuchs-Schrofen/
Katzenstein und deren Straubenhof-(Blockgletscher-)Meer (Gipfel des Brigittenschlosses
südöstlich Sasbachwalden; vgl. Rother 1965, Photo 4) sowie
am Hardstein und dessen Habichtal-(Blockgletscher-)Meer (Omerskopf
östlich Lauf; vgl. Rother 1965, Photos 2 und 3). Alle diese ca. 1 km
langen Blockgletscher-Strähnen weisen eine Gemeinsamkeit auf: Sie sind
alle von einem Fels-Gipfel in südliche Richtungen linear gestreckt (z. B.
auch das berühmte Felsenmeer am Felsberg im südlichen Odenwald) und
sind nur als Leelagen-Blocksträhne {primär ohne feineres Unterkorn) einer
von Norden kommenden und mehr als 1000 m mächtigen und die Kammlagen
überziehenden (! Nordischen) Inlandvereisung zu deuten (Abb. 14
bis 16) - im Gegensatz zur bisherigen Auffassung der Blockmeer-Genese
von solifluidal verlagerten, Unterkorn-reichen Blöcken einer Wollsackverwitterung
mit anschließender Freispülung der Feinteile in Talabschnitten
(Wilhelmy 1981, Rother 1962 und 1965). Es lassen sich nämlich kaum allseitig
mit Blöcken umkränzte Felsgipfelhänge in süddeutschen Mitteige-
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