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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 439
(PDF, 99 MB)
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Mitteilungen

439

rium Karlsruhe. Die Lehrer sollten „auf die bedeutendsten badischen Männer
hinweisen, insbesondere: den Türkenlouis, Johann Peter Hebel, Carl
Benz, Hans Thoma, Emil Strauß und Hermann Burte". Sie sollten in
Deutsch und Geschichte behandelt werden.

Am 2.10.1936 erhielt Gymnasiums-Direktor Albert Hiß eine Einladung
zur ersten „Grimmelshausen-Runde" in der Turnhalle der Oberrealschule.
Veranstalter war der Landesverein Badische Heimat e.V. unter dem Vorsitz
des Freiburgers Hermann Eris Busse. Am 3.10.1936 dankte Hiß Busse für
die Einladung und schrieb u. a.: „Wir singen z.Z. das Grimmelshausenlied
,Du sehr veracht'ter Bauernstand'." Wahrscheinlich wollte er betonen, wie
gut das Gymnasium die ministeriellen Vorgaben erfüllte.

Diese „Grimmelshausenrunde" konnte einen überaus prominenten Gastredner
begrüßen, den niederländischen Germanisten Prof. Jan Hendrik
Schölte aus Amsterdam, damals der führende Grimmelshausenforscher. Eigentlich
waren Vortrag und Podium auf Sonntag, 11.10.1936 um 16 Uhr angesetzt
. Die Veranstaltung musste aber auf 17.15 Uhr verschoben werden,
weil Lehrer und Schüler noch an einem NS-Aufmarsch teilzunehmen hatten.

Im selben Jahr 1936 wurde die Gastwirtschaft im Saalbau „Drei Könige
" „Grimmelshausen-Stube" genannt und behielt diesen Namen bis zur
Aufgabe des Restaurants in den 1960er Jahren. So gedachte man des Dichters
vor der Namensgebung des Gymnasiums an verschiedenen Orten, und
die Entscheidung für ihn lag beinahe in der Luft.

Die Benennung der Oberrealschule nach Schiller soll nach Auskunft des
früheren Kollegen Carl Maier sehr einfach gewesen sein. Die Schule lag
am Schillerplatz und an der Schillerstraße, und so sei „Schiller-Gymnasium
" ohne große Diskussion akzeptiert worden. Dass der „Carlos" und
der „Teil" 1941 aus den NS-Lehrplänen verschwanden, weil Gedankenfreiheit
und Tyrannenmord vorkamen, hat man 1937 noch nicht abgesehen;
und Schiller hat es ja überstanden.

Das Grimmelshausen-Gymnasium wurde im Krieg durch Bomben stark
beschädigt, so dass für die Naturwissenschaften ein Anbau errichtet wurde.
Dieser wurde 1948 hofseitig mit einem etwa fünf Meter hohen Grimmelshausen
-Relief von Emil Sutor geschmückt, das derzeit wegen des notwendig
gewordenen Neubaus des Physik-Chemie-Trakts im Bauhof lagert. Hoffen
wir, dass es einen würdigen Platz bekommt, damit die Gymnasiasten auch
eine Vorstellung haben von dem Dichter, nach dem ihre Schule benannt ist.

Gottfried Wiedemer

Quellen

Akten des Grimmelshausen-Gymnasiums im Stadtarchiv
Offenburger Tageblatt (Mikrofilme 1925, 1937)
Die Ortenau, versch. Jahrgänge

Für Auskünfte danke ich Herrn Dr. Alfred Gailer, Hotelier Pfitzmayer und Dr. Gernot
Kreutz.


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