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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 448
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Mitteilungen

Napoleon, inzwischen Erster Konsul und siegreicher, unumschränkter
Herrscher, hatte den Herzog im Verdacht, sich an Anschlägen beteiligt zu
haben. Das schwerste Attentat am Heiligen Abend 1800 kostete 22 Menschen
das Leben. Die französische Geheimpolizei berichtete Napoleon,
dass im Haus des Herzogs von Enghien Emigranten ein- und ausgingen
und vermutlich eine Verschwörung im Gange sei. Besonders verhängnisvoll
war der Bericht des Gendarmerieunteroffiziers Lamothe aus Straßburg
, der verkleidet nach Euenheim gekommen war und nach Paris berichtete
, der langgesuchte General Dumonriez, der 1793 zu den Österreichern
übergelaufen und auf den ein Kopfgeld von 300000 Livres ausgesetzt war,
halte sich bei dem Bourbonen auf. Der Gendarm hatte den General mit
dem harmlosen Marquis de Thumery verwechselt. Hinzu kam noch die falsche
Meldung, in Offenburg hätten sich zahlreiche Emigranten versammelt
, um einen Umsturz in Frankreich vorzubereiten. Französische Gendarmen
versuchten am 12. März 1804, eine angebliche Agentin und zwei
ehemalige Offiziere in Offenburg zu entführen. Die Tat misslang, weil die
Bevölkerung sich dagegen wehrte.

Nicht verhindert wurde, dass 500 französische Dragoner und 30 Gendarmen
am 15. März 1804, frühmorgens, das Haus des Herzogs umstellten
und ihn in einem gemieteten vierspännigen Bauernwagen über Grafenhausen
mit nach Kappel an den Rhein nahm. Nun zeigte Mohiloff seine große
Anhänglichkeit an seinen Herrn, denn er sprang sogleich zum Herzog auf
den Wagen. Am Rhein angekommen, wollte der Hund ebenfalls im Boot
den Fluss überqueren. Mit Gewehrkolben wurde er verjagt. Die treue Dogge
sprang ins Wasser und schwamm dem Boot hinterher. Auch auf dem
Weg zur Straßburger Zitadelle ließ Mohiloff seinen Herrn nicht aus dem
Auge. Zunächst folgte er dem 3 km langen Fußmarsch des Herzogs von
Rheinau bis Boofzheim und anschließend dem Postwagen, der den Gefangenen
zur Zitadelle nach Straßburg brachte. Enghien durfte auf einer Matratze
im Salon des Kommandanten des Majors Machin schlafen. Mohiloff
wurde zu seinem Herrn gelassen. Am 18. März nachts um 01.30 Uhr begann
in einem Postwagen die Reise des Herzogs nach Vincennes. Mohiloff
wurde als einzigem erlaubt mitzureisen. Die Postkutsche kam am 20. März
um 17.30 Uhr im Festungsschloss an und Enghien richtete an den Kommandanten
die Bitte: „Ich habe einen Reisebegleiter bei mir, es ist der kleine
Hund, den sie da sehen. Es ist der einzige Freund, von dem man mich
nicht getrennt hat. Das arme Tier hat mit mir die ganze Reise gemacht, er
ist, wie ich selbst, beinahe nüchtern seit Straßburg. Erlauben Sie mir, dass
ich nach bestem Können meine Dankbarkeit zeige, indem ich dieses kleine
Abendbrot mit ihm teile." Tatsächlich soll Enghien sein Essen mit dem
Hund geteilt haben.

In der Nacht zum 21.März wurde der Herzog von Enghien von einem
Kriegsgericht zum Tode verurteilt und sofort hingerichtet. Ob Mohiloff ne-


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