Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 500
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0500
500

Berichte der Fachgruppen

Fachgruppe Geschichte und Kulturgeschichte
der Ortenauer Juden

Die Fachgruppe „Geschichte und Kulturgeschichte der Ortenauer Juden" widmete sich
2002 insbesondere der jüdischen Geschichte der mittleren Ortenau. Dabei kam dem im Februar
2002 gehaltenen Referat von Irmgard Schwanke über die Offenburger Juden des 17.
und 18. Jahrhunderts eine wichtige Bedeutung zu, denn als zentraler Marktort war die freie
Reichsstadt immer der wichtigste Bezugspunkt der jüdischen Landgemeinden der Ortenau.
Frau Schwanke berichtete über ein Forschungsprojekt der Universität Freiburg, in dessen
Rahmen sie derzeit die Offenburger Rats- und „Contracten"-Protokolle sichtet. Diese lange
Zeiträume abdeckenden Quellen erlauben Aussagen zu den in der Reichsstadt lebenden religiösen
und ethnischen Minderheiten, insbesondere zu der Lebenssituation der Offenburger
Juden. Entgegen der allgemeinen Annahme, nach der die deutschen Reichsstädte grundsätzlich
keine Juden über längere Zeiträume hinweg innerhalb ihrer Mauern geduldet hätten,
konnte sie eine über ein Jahrhundert hinweg anhaltende Kontinuität jüdischen Lebens in
Offenburg nachweisen.

Leider konnte Irmgard Schwanke in den Protokollen keinerlei Hinweise auf die zwei
Synagogen finden, die es vor dem Schwedenkrieg (1632) in Offenburg nach dem Historiker
Otto Kähni in Offenburg gegeben haben soll. Mehrfach tauchen in den Protokollen Angehörige
der jüdischen Gemeinden des Umlandes auf. Es ist nicht in jedem Fall zu klären, ob
die dort genannten jüdischen Händler tatsächlich in Offenburg das Wohnrecht besaßen oder
ob sie sich lediglich tagsüber in der Stadt aufhalten durften.

Eine Exkursion unter Leitung vom Fachgruppenmitglied Josef Werner führte die Mitglieder
der Fachgruppe im Juni 2002 nach Durbach. Ausgehend von dem kleinen, versteckt
liegenden jüdischen Friedhof auf der Alm führte er die Fachgruppe in die Geschichte der
jüdischen Gemeinde des Winzerdorfes ein. Als Grundlage für seinen Bericht dienten ihm
seine intensiven Recherchen im Durbacher Gemeindearchiv. Diese erlauben es ihm, die
wichtigsten Daten und Ereignisse der Durbacher Juden zusammenzutragen, die vielleicht
auch einmal in Buchform vorliegen werden.

Auch die Geschichte der früheren Rothschildschen Lungenheilanstalt in Nordrach war
Gegenstand einer Fachgruppensitzung. Egbert Hoferer hat das Nordracher Gemeindearchiv
gesichtet und dabei herausgefunden, dass die Angestellten und Patientinnen der Lungenheilanstalt
nicht die einzigen Juden waren, die in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
in Nordrach lebten. Im Mai 2003 wird eine Tafel, die ursprünglich an der Lungenheilanstalt
hing und an deren Gründerin Adele von Rothschild erinnert, wieder an ihren früheren
Standort angebracht. Die Rückkehr der Tafel nach Nordrach geschieht im Rahmen einer
Gedenkfeier, zu der die Mitgliedergruppe Zell und der Förderverein Ehemalige Synagoge
Kippenheim, in dessen Obhut sich die Tafel bislang befand, einladen. Die Zusammenarbeit
beider Gruppen ist ein gelungenes Beispiel für die Funktion der Fachgruppe als Vernet-
zungs- und Austauschgremium.

Im Dezember 2002 referierte der Historiker Frank Jehoschua Pierce auf Einladung der
Mitgliedergruppe Offenburg und der Fachgruppe über die Geschichte der Juden im Elsass
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei fanden auch einige Aspekte Erwähnung,
die sich auf die Ortenau beziehen, wie z. B. die Übernahme jüdischer Betriebe in Straßburg
nach 1940 durch Offenburger Geschäftsleute.

Jürgen Stüde


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0500