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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 14
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Kurt Hochstuhl

Bereich schon 1819 nachweisbar ist, als in Stuttgart eine „amerikanische
Kolonisationsgesellschaft" gegründet wurde. Im oberrheinischen Raum
etablierten sich in den 30er Jahren ähnliche Gesellschaften, wie die „Amerikanische
Colonisations Gesellschaft Solms und Compagnie in Straßburg
", die 1832 die aus sieben Köpfen bestehende Familie des Elgersweierer
Landwirts Leonard Kempf für 1.423 Franc nicht nur sicher nach Nordamerika
verbrachte, sondern die Familie dort auch mit 100 Morgen fruchtbaren
Ackerlandes ausstattete - so zumindest die Versprechungen gegenüber
der Gemeinde, die einen erheblichen Teil zu den Kosten beisteuern
musste.5

Dieses „All-Inclusive"-Angebot verdeutlicht jedoch auch, dass die Auswanderung
zu einem lukrativen Geschäft zu werden versprach, an dem viele
mitverdienen wollten, nicht zuletzt die Auswanderungsagenten, die sehr
bald fast flächendeckend vertreten waren und Auswanderungsverträge an
den Mann oder die Frau brachten. Darunter befanden sich auch schwarze
Schafe, wie die zahlreichen Warnungen vor den betrügerischen Verlockungen
mancher Agenten belegen.

Doch halten wir fest: Werbung allein, und wenn sie das neue Heimatland
in noch so rosigen Farben schilderte, verleitete kaum jemanden dazu,
seine bisherige ökonomische Existenz und sein vertrautes soziales und kulturelles
Bezugssystem aufzugeben. Die Auswanderung wurde durch die
realen oder vermuteten Möglichkeiten im Ursprungsland ausgelöst.6 Je
schlechter man die Gegenwart, vor allem jedoch die Zukunft in der alten
Heimat bewertete, je geringer die Chancen eingeschätzt wurden, einen mit
den eigenen Erwartungen übereinstimmenden Status zu erreichen, desto
niedriger lag die „Wanderungsschwelle" und desto leichter fiel es, die zwar
ungewisse aber mit großen Hoffnungen verbundene Emigration in eine
neue Heimat der unbefriedigend und perspektivlos empfundenen Situation
in der alten Heimat vorzuziehen.

Die hier herrschenden ökonomischen, sozialen und/oder politischen
Verhältnisse waren die Faktoren, die den Auswanderungsdruck wesentlich
bestimmten. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts nahm dieser Druck
auf allen Ebenen zu. Ihn ungeregelt abfließen zu lassen, wie dies in den
Notjahren 1816/17 geschehen war, als sich tausende Auswanderer aufs Geratewohl
oder durch betrügerische Agenten verleitet quasi über Nacht aufgemacht
hatten, um in einer Hafenstadt eine Gelegenheit zur Überfahrt zu
bekommen, war angesichts der damaligen niederländischen und französischen
Proteste über die zahlreichen mittellosen, dann auch nach ihrer
Rückkehr sich vom Bettel ernährenden deutschen Auswanderer nicht mehr
möglich. Auch Baden war damals davon betroffen gewesen. Im Juni 1817
hatten die badischen Bezirksämter eine Anweisung aus Karlsruhe über die
Behandlung der Rückwanderer erhalten. Ihr unkontrollierter Aufenthalt in
Ortschaften und Gemeinden, wo sie sich auf den Bettel verlegten und, wie


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