Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 17
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0017
Wanderungsbewegungen im Umfeld der Revolution

17

nannte man ihn den „Kaiser von Kalifornien". Als im Jahre 1848 auf seinen
Besitzungen Gold gefunden wurde und binnen weniger Monate zehn-
tausende von Goldsuchern ins Land strömten, wurde der Besitz Sutters in
kurzer Zeit beträchtlich geschmälert. Langwierige Prozesse um den Nachweis
der Rechtmäßigkeit seines Besitzes führten ihn in den wirtschaftlichen
Ruin, so dass er auf die Unterstützung seines Sohnes angewiesen
war. Am 18. Juli 1880 starb Sutter verarmt und verbittert in Washington.
Stefan Zweig hat ihm mit der Skizze „Die Entdeckung Eldorados", die er
in seinen Essayband „Sternstunden der Menschheit" aufgenommen hat, ein
bleibendes literarisches Denkmal gesetzt.

Von Erfolg oder Scheitern der vielen Namenlosen können wir allenfalls
aufgrund rar gesäter Zufallsfunde in den Archiven berichten. Ein negatives
Beispiel: Franz Schilli aus Oberkirch war in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts
nach Amerika gereist. Anfänglich war ihm das Glück treu in der
neuen Heimat, denn er konnte in der Nähe von Louisville, Missouri, ein
gutes Geschäft gründen, das ihn und seine Familie - er hatte in den USA
eine Irin geheiratet, mit der er sechs Kinder zeugte - redlich ernährte.
Dann allerdings zogen dunkle Wolken über der Familie auf und der wirtschaftliche
Niedergang setzte ein. Ob die Ursache dafür tatsächlich darin
begründet lag, dass seine Ehefrau dem Trunk sehr ergeben sein soll, lässt
sich aus den Unterlagen nicht verifizieren. Auf jeden Fall setzte Schilli all
seine Hoffnungen auf den Erbanteil, den er von seiner Mutter noch zu erwarten
hatte. Als diese jedoch Mitte der 40er Jahre starb, trafen statt des
erhofften Geldsegens lediglich 15 Dollar ein. Der Rest wurde von seinen
Geschwistern mit Beschlag belegt, weil diese das Durchbringen des Erbanteils
fürchteten und formalrechtlich geltend machen konnten, dass Schilli
noch nicht förmlich um Auswanderungserlaubnis und Entlassung aus der
badischen Staatsbürgerschaft nachgesucht hatte. Ein langer und zäher
Kleinkrieg um das Erbe setzte ein. Schilli, unterstützt durch den Oppenauer
Auswanderer Josef Huber, gelang es schließlich im Jahre 1852 mit dem
Verzicht auf die badische Staatsbürgerschaft den ihm gebührenden Anteil
zu erhalten.12 Danach verlieren sich die Spuren von Franz Schilli.

Was bleibt, sind eine Menge von Fragen, auf die wir bislang keine Antworten
haben. Das soll nun anders werden. Die Arbeitsgruppe „Wanderungsbewegungen
", der die Arbeitsgemeinschaft Archive im Städtetag Baden
-Württemberg, die Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag
Baden-Württemberg, die Universität Karlsruhe und die Staatliche
Archivverwaltung angehören, will in einem Forschungsprojekt die systematische
Aufarbeitung der Massenauswanderung aus dem deutschen Südwesten
in den 1840er bis 1860er-Jahren angehen. Dabei soll erstmals versucht
werden, den ersten Lebensabschnitt der Auswanderer im Herkunftsland
, ihre so genannte „erste Biografie", mit dem zweiten Lebensabschnitt
in den Zielländern der Auswanderung, die „zweite Biografie", eng zu ver-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0017