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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 29
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29

„In den Boden können wir nicht schlüpfen!"

Zur Geschichte der „Zigeuner" in der Ortenau
im 18. Jahrhundert

Martin Ruch

„Die Ortenau" weist in den 83 Jahrgängen seit ihrer Gründung im Jahr
1910 weder zum Stichwort „Zigeuner" noch zum Namen Sinti einen Eintrag
auf.1 Das ist schon bemerkenswert, wenn man an die mehrhundertjährige
Anwesenheit dieses Volkes in Deutschland denkt. Sollten die „Zigeuner
" durch die Jahrhunderte hinweg so ganz ohne Erwähnung in den Archiven
der Ortenau geblieben sein? Natürlich nicht. In den Ratsprotokollen
der mittelbadischen Städte, in fast jedem Kirchenbuch und jeder Adelsrechnung
finden wir ihre Spuren. Allerdings, und das mag bereits einer von
mehreren Gründen für die fehlende Kenntnisnahme durch die Historiker
sein, sind sie dort mit unterschiedlichen Namen registriert. Oft heißen sie
„Heiden", was ein alter, schon seit der Einwanderung in Deutschland im
15. Jahrhundert bekannter Name für sie ist. Manchmal werden sie auch die
„Tatern" genannt, manchmal „die Leute aus dem Kleinen Ägypten" oder
überhaupt „Ägypter", und alles das meint doch eigentlich „Zigeuner". Die
Eigennamen Sinti oder Roma finden wir noch nicht in den Archiven. So
wird sich dieser Beitrag zur Geschichte eines Volkes in Mittelbaden des archivisch
am häufigsten belegten Namens „Zigeuner" bedienen, der Quellenlage
entsprechend immer ohne Gänsefüßchen.

Die Sinti haben auch in der Ortenau die Geschichte nicht von ihrer besten
Seite erlebt. In der schlimmsten Zeit sind sie sogar beinahe vollständig
vernichtet worden. Hunderttausende hat der Rassenwahn der Nazis in die
Gaskammern von Auschwitz getrieben. Die Namen der Opfer dieses Genozids
konnten 1993 in der zweibändigen Dokumentation „Gedenkbuch.
Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau"2 veröffentlicht
werden. Es gibt in Deutschland und den anderen von den
deutschen Truppen besetzten Ländern keine Familie unter den Sinti und
Roma, die nicht Angehörige verloren hat. Die heute in der Ortenau lebenden
Sinti- und Romafamilien bilden da keine Ausnahme. Ihnen ist dieser
Beitrag gewidmet.

Vorgeschichte

Im 18. Jahrhundert konnte mit Hilfe ihrer Sprache „Romanes" die Herkunft
der Sinti und Roma festgestellt werden. Denn es handelt sich bei den
in Europa gesprochenen Dialekten um Formen einer indoeuropäischen


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