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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 51
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Der Moment zu gehen

Erster freundlicher Blick auf die jüdischen
Kontingentflüchtlinge in der Ortenau

Rita Breit

„Dort, wo ich herkomme, ist das Leben zum Leben ungeeignet."

Wladimir Kaminer (Russendisco)

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs waren die alten Landkarten ungültig
geworden. Und manche Begriffe erhielten eine neue, vorher allerhöchstens
momentan angedachte oder, wer weiß, erträumte Dimension.

Am 20. Januar 1991 beschlossen Bundesregierung und Ministerpräsidenten
der Länder zusammen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland
, jüdischen Flüchtlingen aus der GUS und den Baltischen Staaten den
Status von Kontingentflüchtlingen zu gewähren, wie er 1973 zuerst den
chilenischen Flüchtlingen zugute gekommen war. Dieser Status meint: unbegrenztes
Aufenthaltsrecht mit Arbeitserlaubnis ohne Asylverfahren.

Im Hintergrund dieser Maßnahme stand zweifellos das Schulternwollen
einer gewaltigen Verantwortung: dieses Deutschland dürfe jüdischen
Flüchtlingen niemals mehr die Tür vor der Nase zuschlagen. In den kleinen
, überalterten jüdischen Gemeinden in diesem Land indes, die mitunter
nur mit Mühe einen Minjan1 für ihre Schabbatgottesdienste aufbrachten,
glomm noch ein anderer Hoffnungsfunke auf: dass sie nämlich durch diese
jüdischen Emigranten - gewissermaßen als Vitaminstoß in durchaus heroischer
Dosis - wieder zu Kräften kommen könnten.2

(„ Das sind schon zwei große Unterschiede ", sagt man in Odessa. -
In Sankt Petersburg übrigens genauso, nur dass man, um nicht als
Nachäffer zu gelten, vorsichtshalber noch hinzufügt: „... so sagt
man in Odessa.")

Mittlerweile, ein gutes Jahrzehnt später, ist Deutschland nach Frankreich
und England die drittgrößte jüdische Gemeinschaft in Europa. Zwischen
1993 und 2001 stieg die Zahl der jüdischen Zuwanderer von 16.594 auf
164.492.3 In den jüdischen Gemeinden, sog. Einheitsgemeinden (orthodox,
konservativ und liberal unter einem Dach), hat der Mitgliederzuwachs
durch die neuen Familien die früheren Mitgliederzahlen im Galopp gleich


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