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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 54
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Rita Breit

begründer, Siegfried Schnurmann8, aus Anlass der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
eine Feier ausrichtet, trägt ein schöner Bariton aus Kiew
Majn Stetele Beltz vor und A jiddische Marne - auf Jiddisch.

Der Hausmeister im Wohnheimkomplex hat uns gesagt, in Offenburg
gibt es Wohnungen und sie wollen wieder jüdische Familien in der
Stadt haben. Der Rabbiner hat uns abgeraten: „ Überlegen Sie, Ihre
kleine Tochter wird dort keinen jüdischen Religionsunterricht in der
Schule haben, dort ist keine Synagoge, keine jüdische Gemeinde."

Im Februar 1993 (in Moskau und Sankt Petersburg herrscht Väterchen
Frost) zogen fünf meist junge jüdische Familien nach Offenburg. Auch
nach Kehl zogen jüdische Familien, nach Lahr, Friesenheim, Meißenheim
und in andere Orte dieser Reblandschaft zwischen Rhein und Schwarzwaldsaum
, die ihr betörendes Frühlingskleid anlegte, dann ihren bunten
Sommer- und warmgoldnen Herbstschmuck, als heiße sie die Neuankömmlinge
besonders willkommen. Und vermochte sich doch, diese
fruchtbare, satte, diese betörend südliche Gegend, an den früheren Klang
der jüdischen Gebete schon lange nicht mehr zu erinnern ...

Ein älteres Ehepaar erzählte, wie sie sich nach ihrem Umzug in die
Ortenau im zuständigen Einwohneramt anmeldeten und man erst
mal ungläubig nachfragte, ob sie auch wirklich Juden seien. Ihr „Ja,
wir sind Juden " muss sich dann in Windeseile im ganzen Haus herumgesprochen
haben, jedenfalls ging in der nächsten halben Stunde
unentwegt die Tür und einer nach dem andren kam das Verwaltungspersonal
Bleistifte, Akten, Klebstoff usw. holen - und nutzte die
Gelegenheit, schnell einen Blick auf das wirkliche jüdische Paar zu
werfen.

0

Sankt Petersburg. Moskau. Odessa. Kiew. Bolschoi-Theater. Tretjakow-
Galerie. Eremitage. Schwarzes Meer. Potemkinsche Treppe. Sie kommen
aus Metropolen. Hier ist die Provinz. Allenfalls die Familien in Kehl können
mitunter eins der Abonnementskonzerte des Straßburger Sinfonieorchesters
besuchen. Aber die Gegend, oh natürlich, sehr gefällt sie ihnen.
Natur. Das Gebirge. Das nach Süden hin. Alles. Gegend ist wunderbar.

Das erste Jahr war emotional sehr schwierig. Ich wusste nicht: was
liegt vor uns? Als ich nach einem Jahr zurückgefahren bin nach


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