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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 74
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Louis Ludes

Zuspitzung der politischen Lage während der Sudetenkrise vom September
1938 gab den nötigen Schwung für die Aufstellung eines neuen Planes.
Denn der erste Plan hatte noch viele Lücken aufgewiesen, wie der Maire
feststellte. Nun wurde bestimmt, dass die Bevölkerung entsprechend ihrer
Wohnung in den einzelnen Polizeirevieren den Weg in die Evakuierung antreten
sollte. Im Kriegsfall würden die einzelnen Reviere sofort abgesperrt.
Das bedeutete, dass kein Einwohner sein Revier verlassen durfte, um in ein
anderes zu gehen; vom jeweiligen Revier aus musste der vorgesehene Fußweg
strikt eingehalten werden. Für die nicht Marschfähigen sollten Züge
im Hauptbahnhof und in den Bahnhöfen von Koenigshoffen, Lingolsheim,
Entzheim, Bischheim sowie in denen der Überlandbahn zur Verfügung stehen
. Mit anderen Worten: Für jeden Bewohner eines bestimmten Polizeireviers
sollte ein entsprechender Zug in einem entsprechenden Bahnhof bereitstehen
. Für den Fall, dass Züge nicht fahren könnten, sollte die Bevölkerung
mit den Straßenbahnen wenigstens bis an deren Endstationen
außerhalb der Stadt im Westen fahren.

Auf dem Höhepunkt der Sudetenkrise in der Woche vom 20.-24.9.1938
bekamen die Straßburger schon einen deutlichen Vorgeschmack vom Kriege
. Eigentümer und Mieter wurden sehr genau informiert, welche Maßnahmen
sie für den Luftschutz zu treffen hatten; Gasmasken wurden ausgeteilt
. Höhepunkt war der 24. September, als eine Teilmobilmachung verordnet
wurde. Viele Straßburger begannen zu flüchten, vor allem diejenigen
, die über eine eigene Fahrmöglichkeit verfügten. Die anderen - und
das war die Mehrzahl - waren verzweifelt. Viele Reklamationen kamen
zum Maire und in die Stadtverwaltung. Allgemein herrschte große Verwirrung
. Die Räumung war noch nicht befohlen und doch herrschte unter der
Bevölkerung schon Angst und Verzweiflung. Der Maire verlangte vom
Präfekten, dass mit sofortiger Wirkung Patrouillen von Polizisten und Militär
für jedermann bemerkbar durch die Straßen ziehen mussten, besonders
in den Außenvierteln der Stadt. Deren Zweck war, die Bevölkerung zu beruhigen
und zugleich Plünderungen zu vermeiden.

In diesen Tagen wurde den Behörden klar, dass es noch große Lücken
und Schwachstellen im Evakuierungsplan gab. Das Münchner Abkommen
Ende September 1938, geschlossen zwischen Frankreich, England, Italien
und Deutschland, brachte zwar Entwarnung und Entspannung der politischen
Lage, mit ihm schien der Friede gerettet - eine trügerische Hoffnung
, wie sich nur zu bald zeigen sollte -, doch der Maire ordnete an, dass
die Verwaltung einen neuen, 3. Plan bedenken müsse, der die festgestellten
Lücken und Fehler ausschalten sollte.

Nun wurde für jeden Bürger - alt wie jung - eine Erkennungskarte ausgestellt
; Sicherungsmaßnahmen wurden getroffen für das kulturhistorische
Gut wie Ausbau der Glasfenster des Münsters und deren sichere Verwahrung
, Verkleidung der wichtigen Monumente mit Sandsäcken usw. Hohe


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