Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 75
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0075
Die Evakuierung Straßburgs 1939

75

Stadtbeamte schickte der Maire in die verschiedenen vorgesehenen Evakuierungsorte
, um deren Möglichkeiten für die Aufnahme der zu Evakuierenden
zu überprüfen. Dabei stellten sich Mängel heraus; in Provencheres
z. B. gab es zwar genügend Plätze für Unterkunft, aber es war nicht genügend
Mehl vorhanden; St. Die hatte das Problem, bei 19.000 Einwohnern
zusätzlich 12.000 Flüchtlinge aufnehmen zu müssen.

Nach Beseitigung der größten Lücken wurde dieser 3. Plan im Winter
1938/39 unter Beteiligung des neuen Militär-Gouverneurs Frere6 und seinem
General de Lattre de Tassigny definitiv festgelegt.

Maire Frey drängte nun darauf, die Straßburger Bevölkerung über den
bislang streng geheim gehaltenen Plan zu informieren, denn ohne Vorinformation
könnte es im gegebenen Kriegsfall Unruhe, Verwirrung, ja Chaos
geben: „Wenigstens die wichtigeren Maßnahmen müssen veröffentlicht
werden, damit sich die Bevölkerung im Klaren ist und sich besser auf die
Räumung im Kriegsfall einstellen kann", sagte er dem Präfekten. Dieser
gab ihm Recht und erwirkte vom Innenminister die entsprechende Genehmigung
. Zugleich mit dieser Veröffentlichung aber sollte der Bevölkerung
allzu große Angst genommen werden, und so feierte man - gleichsam zur
Ablenkung - in Straßburg große Feste bzw. Jubiläen: die 500-jährige Vollendung
des Straßburger Münsters im Juni 1939 und den Empfang des Sultans
von Marokko Juli 1939 mit großer Militärparade; die Vorbereitung der
großen Europa-Messe, deren Eröffnung auf Mitte September festgesetzt
war, ging weiter und sollte eine Neuheit zeigen, nämlich einen Stand für
den Luftschutz. Zugleich wurde in den Zeitungen nach Freiwilligen für das
Rote Kreuz gesucht; über Luftschutzmaßnahmen wie Abdunkeln und über
die notwendige Kontrolle der Gasmasken wurde informiert sowie darüber,
dass den Polizeirevieren die behinderten Personen gemeldet werden müss-
ten, die im Falle der Räumung nicht zu den Bahnhöfen gelangen könnten.
Der Plan sah vor, von fünf verschiedenen Bahnhöfen aus insgesamt 78 Züge
einzusetzen, davon 20 als Pendelfahrten, die pro Tag durchschnittlich
viermal hin- und zurück fahren sollten (s. Tabelle 1); auch für die Autofahrer
wurden nach diesem Plan entsprechend den für sie zuständigen Polizeirevieren
genaue Routen festgelegt, (s. Tabelle 2 und Orientierungsskizze
).Weil nun jeder Straßburger eine Flüchtlingskarte besaß, würden die
Ordnungskräfte leicht kontrollieren können, ob der jeweils vorgeschriebene
Weg eingehalten würde; wenn nicht, würde eine strenge Zurückweisung
erfolgen. Auf dem Weg zu den großen Sammelstellen waren kleine
Zwischenetappen, so genannte „Gites d'Etape" vorgesehen, an denen die
Flüchtenden, besonders die zu Fuß Gehenden, sich erholen oder gegebenenfalls
von einem Militärarzt oder Rotkreuz-Helfer versorgt werden
könnten.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0075