http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0141
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Zwangsarbeit auf dem Land im „Dritten Reich":
Eine Rundfahrt zu historischen Topographien
in der südwestlichen Ortenau
Uwe Schellinger
Kaum ein anderes Thema hat in den zurückliegenden Jahren in der geschichtswissenschaftlichen
Forschung eine größere Bedeutung eingenommen
und mehr Einzelstudien hervorgebracht wie das Thema „Zwangsarbeit
im Dritten Reich".1 Durch die medienwirksamen Debatten um die Errichtung
(2000) und Tätigkeit der vom Bund und der deutschen Wirtschaft
getragenen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"2 ist dieser
bedeutende historische Forschungsgegenstand auch in die breite Öffentlichkeit
transportiert worden. Im Folgenden wird versucht, den in diesen
Zusammenhängen verhältnismäßig wenig untersuchten Bereich „Zwangsarbeit
auf dem Land" im Rahmen einer regionalgeschichtlichen Rundfahrt
zu sechs verschiedenen historischen Stätten in der südwestlichen Ortenau
zu behandeln und damit eine Projektidee vorzustellen, die sich als ge-
schichtsdidaktischer Ansatz insbesondere an Multiplikator/innen in der Jugend
- und Erwachsenenbildung richtet.
Kriegsgefangene und Zwangsarbeit im „Dritten Reich " auf dem Land
in der Ortenau: Ein regionalgeschichtliches Forschungs- und Bildungsdesiderat
Trotz vielfältiger und in ihrer Anzahl kaum mehr überschaubarer Arbeiten
und Studien zur Zwangsarbeit im „Dritten Reich" gibt es noch immer viele
Aspekte, die nur wenig oder kaum untersucht sind. Hierunter zählt insbesondere
die Frage nach den Existenzbedingungen von Kriegsgefangenen
und Zwangsarbeiter/innen, die in ländlichen Regionen in den kleinen Orten
und Dörfern vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt waren. Neben der
Rüstungsproduktion war dies der zweite große Bereich des Zwangsarbeitereinsatzes
im nationalsozialistischen Deutschland. Im August 1944 war
fast jede zweite in der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland eingesetzte
Arbeitskraft ein Kriegsgefangener bzw. ein/e osteuropäische/r „Zivilarbeiter
/in". Während für die Verhältnisse in der Rüstungsindustrie und
in Großunternehmen in der Forschung mittlerweile ein erheblicher Kenntnisstand
erreicht werden konnte, „sind wir hingegen [...] über den
Zwangsarbeitereinsatz in der Landwirtschaft [viel weniger genau] informiert
."3
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