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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 184
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Frank Flechtmann

die Welt.12 Drei Tage nach Ankunft der Ellwanger Truppe wird Erich Mühsam
in einer Latrine des KZ erhängt.13

Das Columbiahaus

Am 2. August beginnt für Hans Bächle der Dienst in einem anderen berüchtigten
frühen KZ, dem Columbiahaus in Berlin. Der Teil einer alten
Kaserne an der Grenze von Kreuzberg und Tempelhof bekam diesen Namen
, weil er an der Columbiastraße lag, am Flughafen Tempelhof. Sie
wurde später verlängert und heißt seither Columbiadamm.

Die Geschichte dieses KZ wurde ausführlich dokumentiert von Kurt
Schilde und Johannes Tuchel.14 Dort wird auch Hans Bächle erwähnt und
seine Fotos werden abgebildet, ferner der ganze Beitrag über ihn aus der
AIZ.

In diesem Konzentrationslager wurden nicht nur politische Gegner gefoltert
und eingeschüchtert, sondern bisweilen bedeutete die übliche Bezeichnung
„Schutzhaft" vor allem eine Isolierung, ein Kaltstellen von gefährlichen
Leuten aus konservativen und nationalen Kreisen, sogar der eigenen
Anhänger. Das Wachpersonal war ihnen gegenüber mitunter freundlich
gesinnt, es kam manchmal zu engen Kontakten wie in folgender Szene
: ein älterer Mann mit Kriegserfahrung, „der Hauptmann", sitzt in einem
Raum, umringt von jungen Wachmännern und gefangenen SA-Männern.15
Sie alle drängen ihn, doch noch einmal die Geschichte zu erzählen, wie er
1921 „den Annaberg erobert" habe, damals als Freikorpsführer in Schlesien
. Und er muss die Geschichte immer und immer wieder erzählen.

Dieser Hauptmann war Beppo Römer, ein alter Bekannter von Adolf
Hitler.16 Er war bereits „ab dem 1. Juli 1934 dauernd aus politischen Gründen
in Schutzhaft genommen" worden, ein Jahr später wurde er verhaftet
wegen „Vorbereitung zum Hochverrat".17 Im Februar 1935 kam er ins Columbia
-Haus, da hatte die Gestapo schon über ihn berichtet, „Der kürzlich
... festgenommene Dr. Römer beabsichtigt, sich auf Grund seiner zahlreichen
Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten an diese zu wenden
, um seine Freilassung zu erreichen."18

Hans Bächles Perspektive

Wie gefiel Hans Bächle nun der Dienstbetrieb in den beiden Konzentrationslagern
? Er entsprach wohl nicht seinen Erwartungen aus der Offen-
burger Hitler-Jugend.19 Aber er nutzte die Freizeit, um seinem Hobby
nachzugehen: er streifte mit dem Fotoapparat durch Kreuzberg, kannte
bald die Gegend um die Bergmannstraße und den Marheinekeplatz. Aber
er machte auch Fotos vom Reichstag und vom Brandenburger Tor.20 Da er
in Offenburg die Handelsschule besucht hat, wenn auch mit mäßigem Er-


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