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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 188
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Frank Flechtmann

letzte Kontakt zu den beiden, wie er in der Vernehmung am 2. April 1936
angab: „Bis heute habe ich nichts mehr von ihnen gehört."30

Harte Zeiten im Zweitältesten Gewerbe der Welt

Da er sich sträubte, in das kommunistische Lager zu ziehen und sich „umschulen
" zu lassen, schlug man ihm vor, bei einer Arbeiterfamilie am Rande
von Straßburg zu wohnen. So kam er nach Grafenstaden zu Familie
Stähle.

Er hatte bald den Eindruck, er fiele ihnen zur Last, weil sie selbst nicht
viel hatten. Gegenüber war ein Lokal, „Zum Goldenen Karpfen". Zunächst
half er dem Wirt bei der Hausarbeit, fegte den Hof. Dann zog er im Juni
dort ein.

Und eines Tages sagte ihm Ihle, sein Wirt, er gehe nach Straßburg, zum
Kleberplatz, Bächle solle mitkommen.

Er folgt ihm und lernt dort im Polizeipräsidium zwei „Spezial-Kommis-
sare" kennen, die Herren Leonhard (Leonard) und Becker. Er bemerkt
schnell, was sie von ihm wollen: er soll allerlei Auskünfte über Deutschland
geben, vor allem zu militärischen Anlagen. Dafür bekäme er dann eine
Aufenthaltsgenehmigung. Das war etwa im September, da wurde er 19
Jahre alt.

Bei Ihle verkehren allerhand dubiose Personen. Der homosexuelle Spediteur
Fred Michel weiß von einem Kopfgeld in Höhe von 10.000 Mark,
das auf Ihle ausgesetzt sei. Der Schweizer Journalist Heinrich Diener (wie
sich bald herausstellt: ein deutscher Agent) bietet Bächle eine Veröffentlichung
an.31

Nun beginnt ein längeres Katz-und-Maus-Spiel. Mehrmals geht er mit
Ihle zum Kleberplatz, denn Ihle war Informant der französischen Spionageabwehr
. Bis November erzählt er immer wieder Geschichten, ausgeschmückte
Familienanekdoten: der Onkel Franz Morgenthaler vom Finanzamt
sei bei der Gestapo, Freund Schlayer ein hohes Tier bei der SS,
andere Verwandte sowie Schulkameraden hätten wichtige Posten bei der
Wehrmacht. Und könnten Material besorgen. Er soll etwas liefern, aber das
zieht sich hin.

Da erklärt er im Januar 1936 den beiden Spezial-Kommissaren, es seien
schon Kasernen fotografiert worden und anderes Material gesammelt, bei
der Mutter zwischengelagert. Doch tragischerweise habe dann die Gestapo
ihre Wohnung durchsucht - und alles mitgenommen. Er schreibt an eine
erfundene Adresse in Berlin und bittet um Material. Das wird ihm noch
weniger abgenommen. Als er Leonhard den Brief zeigt, zerreißt der ihn.
Und veranlasst die Abschiebung - am 10. Februar zurück in die Schweiz.


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