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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 205
(PDF, 115 MB)
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„ Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich so die Berge betrachte .

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Auferstanden aus Ruinen - und rein in die Bredouille ...

Zu den großen Leistungen zählt der Neuaufbau, die Verteilung der Massen
von einheimischen Obdachlosen und Flüchtlingen, die Beschaffung von
Unterkünften, die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Möbeln
usw.

Und es wurde darauf geachtet, dass die Opfer der staatlichen Willkür
nun angemessen entschädigt wurden.

Hierzu bildete man Ausschüsse für die „Opfer des Faschismus" in den
Stadtteilen, an der Spitze der OdF-Hauptausschuss. Von diesen Ausschüssen
, die bald Teile der städtischen Sozialämter wurden, wurde versucht,
das Ausmaß der Verfolgung und die Folgen zu ermitteln. Als Opfer Anerkannte
wurden bevorzugt mit Nahrung und Wohnung versorgt. In den Fragebogen
wurde auch nach der Zugehörigkeit zu den NS-Organisationen
gefragt.

Hans Bächle füllte seinen Fragebogen am 12. Juli aus. Von der SS
schrieb er nichts, sondern gab eine politische Publikationstätigkeit an - die
es wohl nicht gegeben hat. Er sei für L'Humanite tätig gewesen und habe
an dem Buch Das braune Netz mitgewirkt. Es war 1935 in Paris erschienen
und deckte die Naziaktivitäten im Ausland auf.80

Er legte sich also eine andere Vergangenheit zu.

Grund war offenbar Angst. Denn der KPD-dominierte Magistrat (die
Gruppe Ulbricht zog die Fäden) hatte die Weisungen der Besatzer umzusetzen
. Am 1. Juli hatte der Magistrat eine Verordnung erlassen „über die
Beschlagnahme des Vermögens der Personen, die sich aktiv faschistisch
betätigt haben. Als führende oder aktive Nationalsozialisten gelten alle
Personen, die zu irgendeiner Zeit Mitglieder der NSDAP, der SA, des
NSKK, des NSFK, der Hitler-Jugend vom Unterbannführer aufwärts, des
NS-Studentenbundes, der hauptamtlichen Führung der Deutschen Arbeitsfront
, in einer Stellung vom Zellenleiter oder Untersturmführer an aufwärts
waren, ferner sämtliche Blutordensträger und Träger des Goldenen
Parteiabzeichens, alle Personen, die zu irgendeiner Zeit Angehörige der
SS, des SD oder der Gestapo gewesen sind." (Hervorhebungen nicht im
Original)

Am 6. Juli wurde bekannt, dass seit dem 1. Mai bereits 11.677 ehemalige
Mitglieder der NSDAP aus der Berliner Stadtverwaltung entlassen worden
waren. Der Magistrat hatte am 30. Juni verfügt, dass allen Entlassenen
das Betreten der Dienstgebäude ab dem 3. Juli untersagt sei. Bis zu diesem
Tag sollten auch Listen aller entlassenen Mitglieder der NSDAP erstellt
und in zweifacher Ausfertigung eingereicht werden. Ein Exemplar war
vermutlich für die Besatzungsmacht bestimmt.

Es gab viele pfiffige NSDAP-Mitglieder. Sie stürmten die Polizeireviere
und baten um „Streichung oder Tilgung ihrer Mitgliedschaft", worauf in


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