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Wer kennt „Neu-Deutschland"?
Erbenermittlung im 19. Jahrhundert
Clemens Rehm
Gesucht wird mit der Frage „Wer kennt,Neu-Deutschland'" keine Zeitung
oder eine Bezeichnung für die Bundesrepublik nach 1989, sondern ein Ort
irgendwo in Kanada, wo ein Ferdinand Siefert leben sollte. Eine Frage, vor
der der Beamte des „Großherzoglichen Ministeriums des Großherzoglichen
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten" im Juli 1868 kapitulierte
, als er einem Offenburger Notar mitteilen musste „... daß nach den
hier vorliegenden Ortsverzeichnissen eine Stadt ,Neu-Deutschland' in Ca-
nada nicht existiert." Der Teilzettel mit der Berechnung des Erbteils
für Ferdinand Siefert blieb in der Akte in Karlsruhe, das Erbe in
Baden.
Familienforschung wird heutzutage mancherorts spöttisch als Freizeitbeschäftigung
für Rentner und Pensionäre abgetan. Dabei werden aber
zwei Aspekte übersehen, durch die diese Forschungen neue Dimensionen
erhalten können:
1. Die privat ermittelten Informationen könnten wie Mosaiksteine zu
einem großen Bild von Aus- und Einwanderung, d.h. Migration zusammengelegt
werden. Die vielen Familiengeschichten würden z.B. im
19. Jahrhundert einen Strom von Wirtschaftsflüchtlingen deutscher
Herkunft erkennen lassen. Dafür müssten die privaten Überlieferungen
und Ermittlungen zum einen selbstverständlich allerdings erst einmal an
einer Stelle gesammelt werden. Zum anderen sollte sich dann diese
Forschung nicht allein auf die Sammlung von Lebensdaten zur Erstellung
von Stammbäumen und ähnlichen Strukturdaten beschränken. Diese
Daten geben eigentlich nur ein - unverzichtbares - Skelett, das aber
gleichsam zum Leben erweckt werden will z.B. mit Informationen aus
Briefen, die zwischen alter und neuer Heimat millionenfach hin- und
hergingen. Es geht darum, die schon seit dem 19. Jahrhundert vorliegenden
Statistiken zur Auswanderung und die Lebensgeschichten der
Auswandernden zusammenzuführen. Dies ist freilich ein weites Feld;
Projekte dazu gibt es vorerst nur auf lokaler Ebene; für Baden und
Württemberg wären solche Projekte wünschenswert; für die Forschung
wäre dies die Voraussetzung für einen Schub von neuen Fragestellungen
.
2. Neben dem privaten Nachspüren nach Verwandtschaftsbeziehungen,
dem bei manchen Auswanderernachfahren nicht selten ein Besuch zu
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