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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 287
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0287
Pater Augustin Dornblüth als Sprachkritiker

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P. Aug. Dornblüth in Gengenbach zugehören" w. Trotzdem kommt es auch
später noch zu falschen Zuschreibungen.11

Aufgrund der zahlreichen, aus dem Französischen übertragenen Schriften
kann man davon ausgehen, dass Pater Augustin in Theorie und Praxis
der Übersetzung jahrelange Erfahrung hatte, die er in die „Observationes"
einbringen konnte.

In einer „Vorrede"12 weist der Verfasser auf die besondere Tradition und
stete Bereitschaft der Deutschen hin, eine „gute teutsche Übersetzung zu
machen, die man aus ihrer Clarheit und Natürlichkeit ihrer Sprach am besten
für eine solche erkennen kan". Gleichzeitig fließt eine gehörige Portion
Kritik am sich ausbreitenden Hochdeutsch ein: „Wem ein Wort nur
neu, fremdb und nicht gemein ist, sie selbiges gleich für schön, für gelehrt
und für ein sogenanntes Hochteutsch ansehen". In den nachfolgenden 44
„Gründlichen Anmerckungen" werden Übersetzungsprinzipien aufgestellt,
die auch heute noch gültig sind; so sollen z. B. nicht Wörter, sondern Inhalte
transferiert werden. Es schließen sich dann über tausend Exempel
„aufrichtig" kommentierter Übersetzungsfehler, Stilwidrigkeiten oder
philologischer Ungenauigkeiten an, die allesamt „der greulichen Verkehrung
der teutschen Sprach durch Gottschedens Regula" anzulasten sind,
„zumahl die mehreste und wichtigste Fehler der heutigen gemeinen Schreibart
sowohl, als auch der falschen Dolmetschungen, fürnemlichen daher
rühren, weilen alle, sonderbar die Ordens-Geistliche insgeheim, dem Hr.
Gottsched und denen heutigen Sachsen durchaus nachamen ".

Die über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren gesammelten Belege
stammen aus Übersetzungen von theologischen Auslegungen, sprach-
und geschichtsphilosophischen Betrachtungen und Predigtwerken aus dem
Französischen und Lateinischen ins Deutsche. Außer Gottsched sind die
Verfasser bzw. Übersetzer (meist Ordensgeistliche) der aus der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts stammenden Werke kaum mehr bekannt. Im Folgenden
sind einige typische Beispiele lexikalischer, semantischer und stilistischer
Art wiedergegeben, die Pater Augustin „aus patriotischem
Eyfer" den Scribenten ankreidet - zu Recht, möchte man meinen:

„plus d'unefois: mehr als einmahl. Besser: öffters

dieu jaloux: eyfersüchtiger Gott. Besser: eyferender Gott

administrer des sacrements: Sacramenten andienen.

Besser: Sacramenten spenden

en ejfet: in der Sache selbstens. Besser: fürwahr

grands raisonneurs: große Vernunfftsmeister.

Besser: Schwätzer, Nörgler

du sangfroid: mit frostigem Gemüt (die Zähren der Armen ansehen).
Besser: ohne Mitleyden

libertins: die welche aus der Ruchlosigkeit ein Handwerck treiben.


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