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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 299
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Placidus III., letzter Abt von Schuttern, seine „Geschichts-Erzählung" von 1799

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ihm einen schriftlichen Befehl von Vadame vor, dass man ihm unverzüglich
5 Wagen von bestem Wein beladen zuschicken soll; die Anstalten müssten
sogleich hierzu gemacht werden. Dann forderte er alle vorhandenen Pferde
, Ochsen, Kühe, Schweine usw., das Kloster ward mit Husaren umstellt,
die Thüren im Hof zerschlagen, das Vieh ausgetrieben, alle Thore bewacht,
der Wein aus dem Keller getragen, etwa 20 Husaren zu Pferd tranken übermäßig
. Die Zerstörung im ganzen Kloster, das Gebrüll des ausgetriebenen
Viehs zur Nachtzeit war entsetzlich; da die Pferde abwesend waren, so
sollten sie mit baarem Geld gelöst, oder der Prior nach Straßburg abgeführt
werden.

Durch dies wortbrüchige gefühllose Betragen aufgebracht, erwiderte P.
Prior mit männlichem Muthe, dass er vollkommen bereit sey, nach Straßburg
abgeführt zu werden, ohne weiteren Zwang würde er sich aus eigenem
Antriebe dahin verfügen und das widerrechtliche Betragen und eigenmächtige
Erpressen des Generals an Mann zu bringen wisse, und so machte
er sich reisefertig und war im Begriffe abzugehen. Die Officiere, die sahen
, dass es Ernst gelte, mussten sich wirklich nichts Gutes hiervon versprechen
, denn sie änderten nun die Strafe auf einmal, und machten den
Antrag, daß sie alles Requirierte samt dem Prior unberührt lassen wollten,
wenn man zu dem gegebenen noch 30 Louis d'or zulegen wollte. (...) Es
wurde dem schon ausgestellten Wechsel noch 10 Louis für ihn beygesetzt;
so zog die Horde Räuber ab.

Die Abtey hatte ein paar Tage Ruhe, dann, den 7., kamen etwa 24 österreichische
Husaren vom Regimente Kaiser mit einem Offtcier nach Friesenheim
, V2 Stunde vor der Abtey, die sich aber nach einem kurzen Aufenthalte
wieder entfernten. Tags darauf erschien eine Horde französischer
Chasseurs, die sogleich das Kloster umstellte, das Thor bewachen ließen
und die Pferde der Abtey forderten. Man antwortete ihnen, dass sie im Felde
seyen, um Holz herbey zuführen. Mittlerweile erblickte die ausgestellte
Wache 3 österreichische Husaren, die am Berge zu Friesenheim standen.
Schnell verschwanden die Pferdepresser. Allein diese Flucht rächte der damals
eilends verschwundene Officier ein par Tage darauf an der Abtey auf
eine kannibalische und unter gesitteten Völkern, worunter nun freylich das
unter ihre Würde herabgesunkene Patrioten-Frankreich nicht mehr gehört,
beyspiellose Art.

Es war der IL, als etwa 50 französische Chasseuers zu Pferd und bey-
läufig 60 Mann Fußvolk nach Schuttern kamen, der nämliche Officier, der
3 Tage zuvor beym Raub der Klosterpferde gestört und flüchtig wurde, war
der erste, der mit einem Korporal, welcher Deutsch sprach, und noch et-
welchen Officieren in die Abtey drang, und wieder da anfing, wo er es
jüngst ließ, nämlich mit Requirierung der Pferde. Man antwortete ihm, wie
zuvor, dass sie im Wald seyn und so täglich ins Gebirge fahren müssten.
Dies war gleichsam die erwartete Loosung zu einem barbarischen Auftritt,


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