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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 301
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Placidus III., letzter Abt von Schuttern, seine „Geschichts-Erzählung" von 1799 .

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Angst, Furcht und Schrecken für sein Kloster, sich und seine Mitbrüder in
dem Holzschopf hinter das Holz verkroch. Man schrie immer, der Prior
solle sich stellen. (...) Nachdem dieses Mordbrennen bis 12 Uhr Mittags,
also durch 4 Stunden lang fortgesetzt wurde, begab sich endlich der Unmensch
mit noch einem anderen Ofßcier und dem Korporal in das Zimmer,
wo er zuvor das Geld von sich stieß; So viel beide Officiere bey sich tragen
konnten, steckten sie zu sich; das übrige bis auf die kleinste Münzsorte
musste der Korporal in den Habersack geben und fortschleppen.

Das sind nun die Thaten eines Volkes, das den Thron Frankreichs usurpiert
hat; durch 5 aus seinem Mittel beherrscht wird, die schamlos in die
weite Welt ihre Generosite, Loyante, betrügerisch ausposaunen; Sicherheit
des Eigenthums und der Personen in öffentlichen Proklamationen lügen;
jeder Raub, jede Gewalt, die durch ihren Militärstand begangen wurde,
scharf zu ahnden versprachen, und weder Großmuth noch Redlichkeit besitzen
; übrigens von den im Stillen gebilligten Gewaltthaten und Räubereyen
sich mästen.

Mit Ende des Jänners laufenden Jahrs (1799) bekam die Abtey einen
stillen Wink durch einige seyner Freunde aus Strasbourg, dass es wahrscheinlich
zwischen dem Erzhaus Osterreich und der französischen Nation
zu einem neuen Bruch komme, somit die Abtey zum dritten Mal vom Feinde
überfallen werden dürfte. Die Abtey benützte diesen freundschaftlichen
Wink, sie flüchtete ihre seit einiger Zeit wieder beigeschafte bessere Ge-
räthschaften, verkaufte die vorhandene entbehrlichen Naturalien, sie suchte
, wie immer, eine Baarschaft, von der sie ganz entblößt war, zuhanden zu
bringen und sich im Nothfall damit aushelfen zu können. Sie ergriff überhaupt
alle Mittel, die ihr Vorsicht und Klugheit einrieth, die zur Vorbereitung
eines wüthenden und alles verheerenden Feindes erfordert werden.
Alles dies konnte, wie leicht zu ermessen, ohne sehr beträchtlichen Nachtheil
der Abtey nicht bewirkt werden. Mit Grunde der Wahrheit darf man
behaupten, dass der hierdurch erlittene Schaden samt dem, was nun in Zeit
beyläufig 8 Tagen Generale, Officiere und Gemeine der französischen
Truppen auf die schändlichste zügelloseste Art in der Abtey Schuttern zu
Grunde gerichtet, erpresst, hinterlistig und gewaltsam entwendet und geraubt
haben, sich im geringsten Umschlag auf50.000 fl beläuft.

Wie es denen zur Abtey Schuttern gehörigen Pfarreyen Weingarten und
Saspach in dem bischöflich Strasburgischen bey diesen ebenfalls dritten
feindlichen Überfall ergangen, kann man aus der Ursache dermalen noch
nicht anführen, weil diese Gegenden noch immer in feindlichen Händen
sind und man daher die sicheren Nachrichten in dem Einzelnen noch nicht
einzuziehen vermag. So viel indessen ist bereits bekannt, dass diese Seelsorger
, um den Mißhandlungen auszuweichen schon einige Monate hindurch
die Pfarrhäuser verlassen, ihre Unterkunft bey den Pfarrkindern suchen
somit all das ihrige der Willkür einer raubsüchtigen und muthwilligen


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