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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 302
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Martin Ruch

Horde aussetzen mussten. Ebensowenig lässt sich bestimmen, welches Unglück
der Abtey noch bevorsteht, indem selbe sich noch immer zwischen
den kayserlich- und französischen Vorposten befindet und von einem Tage
in den andern in Furcht und Sorgen stehen muß, wieder vom Feinde überfallen
zu werden.

Aus dieser ins Kurze gezogenen und auf erforderlichen Fall mit überzeugenden
Beweisgründen zu belegenden Geschichtserzehlung der erlittenen
schrecklichen Schicksale der Abtey Schuttern muß jedem einleuchten,
wie sehr sie in ihrem ehemaligen Wohlstande zurückgesetzt sey und dass
viele Jahre erfordert werden, sich von ihrem Zerfall wieder zu erholen.
Beynahe würde sie Hoffnung und Muth verlieren, wenn sie nicht unter dem
sanften Zepter eines der besten, mildreichsten und gerechtesten Monarchen
stünde. Von allerhöchstdessen Landesväterlicher Vorsorge für das Wohl
seiner getreüen Unterthanen sie mit Zuversicht hoffen darf, dass sie unter
seinem gedeihenden Schutze einst wieder aufleben werde.

Freyburg, d. löten Juni) 1799"

Doch diese Hoffnung des Abtes (der nach Freiburg geflohen war) auf einen
guten Ausgang für die Klöster trog. Die Zeit war für die Orden nicht
günstig. Ihre Leidensgeschichte ging weiter bis zum bitteren Ende in der
Säkularisation. Die süddeutschen Fürsten traten ihre Besitzungen auf dem
linken Rheinufer an Napoleon ab und erhielten dafür das Recht, sich die in
ihren Ländern gelegenen Reichsstädte, Stifte und Klöster anzueignen.
Schuttern fiel, zusammen mit den anderen alten Benediktinerklöstern Gengenbach
, Ettenheimmünster, Schwarzach (und einer Vielzahl anderer Konvente
und Orden) an den Markgraf von Baden. Der hatte sich in einem Geheimvertrag4
bereits 1796 von Napoleon umfangreiche Besitztümer zusichern
lassen (obwohl offiziell noch der Kriegszustand der Deutschen Nation
gegen Napoleon herrschte und der badische Markgraf streng genommen
Hochverrat am Reich beging) - natürlich gegen ebenso umfangreiche
Zusagen an Frankreich. Das alte Kloster Schuttern jedenfalls war ein wehrloser
Spielball in diesem Geschacher. Die Kosten dieser neuen europäischen
Ordnung wurden mit dem Besitz der Kirche bezahlt.

Die Folge: das abrupte Ende der Klöster und Bistümer. Mittel- und
langfristig erwies sich dies als ein weitreichender Verlust an Bildung,
Kunst und Caritas. Die kirchlichen und klösterlichen Ländereien wurden
aufgeteilt unter dem badischen Markgrafen und dem württembergischen
König oder den Reichsgrafen, die damit entschädigt wurden für den Verlust
ihres kaiserunmittelbaren Standes. Die neuen Besitzer kassierten aber
nicht bloß die Herrschaft, sie ließen vor allem die Klöster und Schlösser
der kirchlichen Fürsten ausräumen. 200 Klöster, 19 Reichsabteien und
sechs Hochstifte waren im Gebiet des späteren Baden-Württemberg Opfer
dieses Zugriffs. Bibliotheken, Archive, liturgisches Gerät, Mobiliar, Ge-


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