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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 304
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Martin Ruch

ligkeit allgemein verehrt wird." Noch fast zwei Jahrzehnte konnte Placidus
vom reichlichen Pensionsgeld leben - er „kostete den badischen Staat ein
Vermögen" (Hermann Schmid).6

Eine „liberale Gesinnung" erwähnte Kolb. Könnte dies der Grund dafür
gewesen sein, dass ein anderer „letzter Abt", jener von St. Peter im
Schwarzwald, Ignaz Speckle7, in seinem ausführlichen Tagebuch8 an vielen
Stellen über Placidus sprach und das meistens nicht gerade positiv?

Die Äbte der ortenauischen und breisgauischen Klöster verhielten sich
zu den drohenden Auflösungen der napoleonischen Zeit unterschiedlich.
Während Speckle mit allen diplomatischen Mitteln für den Erhalt seines
Stiftes kämpfte, scheint der Abt von Schuttern schon bald resigniert und
die veränderten Zeitumstände als nicht mehr umkehrbar eingeschätzt zu
haben. Er resignierte übrigens auch im übertragenen Wortsinn, d.h. er trat
im Dezember 1804 aus bislang unbekannten Gründen als Abt zurück,
nahm gleichwohl, scheinbar mit Zustimmung des Konventes, weiterhin die
öffentlichen Aufgaben als Prälat wahr. Speckle zeigte sich über den „Herrn
Prälaten von Schuttern" des öfteren irritiert. Schon am 15. April 1803 kulminierten
die Differenzen in der Notiz: „In der Folge verbarg er (der Abt
von Schuttern) die Sehnsucht nach der Säkularisation nicht sehr und ward
ungehalten, so oft man seinen Affektionen, daß die Klöster hin seien, nicht
glauben wollte." Und 1806, beim Übergang des Breisgaus an Baden,
meinte Speckle gar: „Die Reden im Münster wurden alle französisch gehalten
. Herr Prälat von Schuttern hielt das Te Deum und Herr Prälat von
St. Märgen soll dabei assistiert haben. Gerade 2 Prälaten, von denen bekannt
ist, daß sie die Auflösung der Stifte wünschen. "

Warum Bacheberle schon so bald resigniert hatte, was die Zukunft der
Klöster anging? Hermann Schmid meinte, es habe den Abt wohl sehr getroffen
, dass, obwohl Schuttern immer fest zum Hause Habsburg gestanden
habe, der Kaiser Franz II., „ein nicht eben gradliniger Charakter, im Frieden
von Campo Formio vom Oktober 1797 nicht nur durch die Zustimmung
zur Abtretung aller linksrheinischer Reichslande an die Franzosen
den selbst feierlich beschworenen Grundsatz der Reichsintegrität aufgab,
sondern auch noch die von protestantischer Seite erhobene Forderung
nach Säkularisationen sich zu eigen machte und dadurch der Beseitigung
des geistlichen Staatentums und der Klöster Vorschub leistete. "9

Die Wege der beiden Äbte Bacheberle und Speckle haben sich in Freiburg
später wieder gekreuzt. In den Klosterhöfen Petershof bzw. Schutter-
hof lebten sie als Pensionäre des badischen Staates nicht weit voneinander
entfernt. Und es gab auch Gelegenheit zu gemeinsamen Aktionen, vor allem
gegen die „Umtriebe der wessenbergischen Partei", also der Aufklärungsfraktion
in der katholischen Kirche, deren erklärte Gegner Speckle
und Bacheberle waren. So scheinen sich die beiden später wieder freundschaftlich
gefunden zu haben.


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