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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 322
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Christoph Schnöder

Etwas eigenartiger werden Böcklins Ideen ein paar Sätze später. Er berichtet
von einem kürzlich gehörten Konzert, bei dem ihm klar geworden sei,
dass offenbar nicht jeder Komponist in jeder Gattung der Musik gleichermaßen
bewandert sei: „Ein großer Saitenbändiger", so meint er, sei „selten
ein vorzüglicher Komponist für lauter Blas-Instrumenten". Mit dieser
Behauptung mag der Musikbaron durchaus recht haben. Auch mit dem
nächsten Satz könnte ich mich noch einverstanden erklären, in dem er
fragt, ob „es nicht am vortheilhaftesten [wäre], wenn jeder Künstler nur
solche Gattungen von Stücken aus einem Fache der Tonkunst lieferte, wo-
rinn er sich am erhabensten fühlet" - ein gewissenhafter Komponist, der
auf sich hält, wird genau dies tun, ohne freilich darauf zu achten, ob er dafür
„vom Publiko fürnämlich bewundert wird".21

Dann aber wird's absonderlich: „Sollt' es nicht verboten seyn, mehr,
dann ein Fach zu bearbeiten? - Welches Glück wäre es für die Tonkunst,
wenn ein solches Verbot überall existirete!"22 Hier muss ich dem Musikbaron
entschieden widersprechen: Ein solches Verbot, dessen bin ich gewiss,
wäre kein Glück für die Musik, sondern eher der Anfang vom Ende.

Ein paar Absätze weiter ist Böcklin bei einem anderen Thema, wenn er
sich aus angeblich aktuellem Anlass über Menschen ereifert, die ein Konzert
besuchen, nicht um die Musik zu hören, sondern um andere zu treffen
und sich mit ihnen zu unterhalten: „Welche Unanständigkeit, andere zu
stören, zu ärgern! Nicht zu gedenken, daß es eine Gleichgiltigkeit, eine Art
von Verachtung — von Undank gegen die Bemühung der spielenden Tonkünstler
war. "23 Hierin stimme ich ihm gerne wieder zu, ebenso wie in jenen
Bemerkungen, die er gegen Ende dieses ersten Briefes über den Sinn
wirklicher Musik und die Bestimmung wahrer musikalischer Kunst und ihrer
Schöpfer macht:

„Ein wahrer Tonkünstler muß bey seinem Tonsetzen vergessen, wer
er ist - er muß aus sich selbst herausgehen und sich mitten unter die
Dinge begeben, die er vorstellen will. Dies beweißt von neuem, daß
wer in der Tonkunst nicht etwas ganz neues, unerwartetes - und der
Natur recht ähnliches liefern kann, sich mit der Tonsetzkunst niemals
beschäftigen, oder wenigstens seine Geburten der Welt nicht
gleichsam zur Schau darstellen sollte. "24

Könnte diese Einsicht der Grund dafür sein, dass Böcklin nach 1790 anscheinend
kaum noch komponiert hat?

Keine Sorge, ich werde nun nicht in ähnlicher Ausführlichkeit auf die
restlichen 19 Briefe der „Beyträge" eingehen. Ich will Ihnen aber zumindest
eine Ahnung davon vermitteln, wie breit das Spektrum der Themen
ist, die der Musikbaron in seinem Werk abhandelt. Im zweiten Brief etwa
fasst er seine Eindrücke vom Wiener Musikleben zusammen, wie er sie


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