Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 325
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Der Rüster „Musikbaron"

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„Die normale Böcklinsche Militärmacht von 24 Mann mit einem
Tambour, einem Fähnrich und einem Hauptmann wurde auf die doppelte
Zahl verstärkt und neu eingekleidet. (...) Die Musik war durch
eine grüne Uniform ausgezeichnet und bestand aus je zwei Horn-
und Klarinettebläsern, einem Fagottisten und zahlreichen Pauken,
Trommeln, sowie einem Schellenbaum. Sobald sich Mutter und
Schwiegereltern am Festmorgen dem Schloßhof nahten, trat die Wache
unter das Gewehr und Musik ertönte. Dann erfolgte die Gratulationscour
, der sich der Kirchgang anschloß. Dabei hatte die Jugend
,Es lebe unsere gnädige Herrschaft' zu rufen, während die Bürgerschaft
entblößten Hauptes salutierte. Ohrenbetäubender Lärm war
für den Einzug in die Kirche selbst vorgesehen, denn dabei mußte
abwechselnd georgelt, Horn und Trompete geblasen und die Pauken
geschlagen werden. Nach dem feierlichen Hochamt und dem Te
Deum, während dessen die ,Soldateska' zu präsentieren hatte, kam
ein langsamer Rückmarsch in das Schloß, der durch Musikbegleitung
und blumenstreuende Kinder verschönt wurde. Im Schloßhof
gab es dann eine Parade, der sich für die Familienmitglieder das
Mittagessen anschloß. Dabei ,werden die Symphonisten und Voca-
listen die auserlesensten Musicalia virtuose zu exequieren sich angelegen
sein lassen'. "32

Kagenecks etwas ironisch-distanzierte Schilderung dieses Staatsaktes vermittelt
uns weder ein besonders genaues, noch ein unbedingt repräsentatives
Bild von den musikalischen Gepflogenheiten am Rüster Rittersitz. Ein
bisschen mehr und besseres als „ohrenbetäubenden Lärm" werden die Herren
Musici jedoch sicherlich zustandegebracht haben. Trompeten, Pauken,
Trommeln und Schellenbaum repräsentieren gewissermaßen die „Militärmusik
" - was die Spieler mit diesen Instrumenten produzierten, dürfte den
von einem heutigen Fanfarenzug verursachten Geräuschen nicht unähnlich
gewesen sein. Darüber hinaus ist von zwei Klarinetten, zwei Hörnern und
einem Fagott die Rede. Damit hätten die Böcklins eine veritable „Harmoniemusik
" aufzubieten gehabt.33 Zur Zeit der „Wiener Klassik" waren derartige
Bläserensembles in unterschiedlichsten Besetzungen sehr beliebt,
wie nicht zuletzt die Fülle von Bläserwerken Haydns, Mozarts, aber auch
zahlreicher anderer Komponisten, beweist. Jeder Hof hatte sein Bläserensemble
, jede Adelsfamilie, die auf sich hielt, ihre „Harmoniemusik".

Was bei des Musikbarons Volljährigkeitsfeier tatsächlich musiziert wurde
, wissen wir nicht, und über die Fähigkeiten der ausführenden Musiker
überliefert uns Kageneck so wenig wie darüber, ob sie zum festen Personal
auf Schloss Rust gehörten, oder eigens zu diesem Anlass engagiert worden
waren. Dass sie den Auftrag hatten, „die auserlesensten Musicalia virtuose
zu exequieren"34 verheißt jedenfalls Gutes. Ein im Familienarchiv erhalte-


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