Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 326
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0326
326

Christoph Schnöder

nes Inventarverzeichnis aus dem Jahr 1772 passt übrigens recht genau zu
Kagenecks Schilderung, führt es doch all die erwähnten Instrumente an -
und darüber hinaus noch einige mehr.35

Auch aus den letzten Lebensjahren des Musikbarons liefert uns Kagen-
eck eine Schilderung der Musizierpraxis im Schloss Rust. Böcklin hatte
sich in den Jahren nach der definitiven Trennung von seiner Frau zusammen
mit der offiziell als seine Haushälterin fungierenden Anna Maria Herr
und der gemeinsamen Tochter Katharina Dankwohl - die als Findelkind
ausgegeben wurde, was aber niemand glaubte - ein fast biedermeierliches
Familienidyll aufgebaut, in dem die Musik eine wichtige Rolle spielte.36
Lassen wir auch hierzu wieder Kageneck sprechen:

„Mademoiselle Nanette [i.e. Anna Maria Herr] (...) muß eine relativ
gebildete und recht kluge Person gewesen sein. Vor allem war sie
musikalisch, was sicher für Friedrich ein besonders wichtiger Anziehungspunkt
war; sie spielte Klavier und beherrschte Geige und Gitarre
. Für die musikalische Ausbildung der Tochter wurde umgehend
gesorgt, und Lehrer für Gesang und Klavier erschienen regelmäßig
im Schloß. Erstaunliche Miniaturen späten häuslichen Glücks werden
von Haubert31 [einem Angestellten der Familie] gezeichnet; so
etwa wenn er zu geschäftlichen Besprechungen nach Rust kam und
nachher zusammen mit Friedrich, Mite. Nanette und der Jungfer
Dankwohl Arien aus der Mozartschen Entführung singen oder den
Fortschritten des Mädchens auf dem Klavier lauschen mußte, während
die stolzen Eltern dazu mit Geige und Gitarre begleiteten. "38

Ähnlich wie der „Staatsakt" anlässlich der Volljährigkeitsfeier des Musikbarons
, bietet auch diese Schilderung kaum ein repräsentatives Bild von
der Musik bei den Böcklins. Dazu ist beides auf je eigene Art zu besonders
- wenngleich gerade die zuletzt geschilderte Hausmusikszene nachgerade
„gewöhnlich" ist und in ähnlicher Form in zahlreichen „besseren" Häusern
hätte stattfinden können. Im neunten Brief seiner „Beyträge" berichtet der
Musikbaron von einem Besuch bei seinem „gewesten alten Nachbarn, woselbst
wir ein Liebhaber-Concert formirten, und von den neuesten Trios,
Quartetten und Quintetten spielten" - ein Hausmusiknachmittag der Art,
wie sie in jener Zeit in höheren gesellschaftlichen Kreisen nicht unüblich
waren:

„Man hatte mich zwar zur ersten Violin angestellt; allein diese, und
auch die Flötenpartie nachher verließ ich bald; um mich an das holde
Klavier, mein Favoritinstrument, das so reizend, als vollstimmig
ist, zu setzen, und damit den Baß mehr zu ergänzen (...) Ich konnte
mir nie vorstellen, daß es in einer solchen kleinen Stadt [i.e. Zabern


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0326