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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 331
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Der Rüster „Musikbaron"

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Atmosyhäre zu erheben; an Erfahrung und Brodmangel. Meistens
kommen wir ungereißt und sehr jung in die Klöster, - und selten heraus
, — niemals zu Theatern, zu Höfen; keine Meister, keine Jomelli
zu uns; da gebricht es uns dann am Hören, Sehen und Erfahren. -
Im Kloster selbst aber isset Pan mit Orpheus aus einer Schüssel, genießt
eben denselben Rang, eben dieselbe Besoldung; da exiliert
denn auch Nothdurft, Brodmangel, Bauch- und Geldsorge; - sehr
mächtige Triebe Hayde, Pleyel, Vanhalle und Reicharde zu bilden. —50

Damit das Ganze nicht zu katholisch wird, will ich jene beiden protestantischen
Geistlichen nicht übergehen, die Böcklin für besonders merk-würdig
hält: „Einer ist der evangelisch lutherische Pfarrer von Friesenheim, Hr.
Müller, der ein lieblicher Sänger, gefühlvoller Klavier-Spieler, und artiger
Setzer genannt zu werden verdient. - Der andere ist der evangel. lutherische
Pastor in Schmieheim, welcher sein Piano forte mit besonderer Geschwindigkeit
bey vieler Anmuth tractirt, und damit auch sich allgemeinen
Beyfall erworben hat."5i. Seiner Neigung, zu belehren und zu moralisieren
, die schon den Zeitgenossen den Umgang mit dem Musikbaron nicht
immer leicht gemacht hat, geht er auch an dieser Stelle nach, wenn er weiter
schreibt: „ Unstreitig auch sind derley so unschuldige, so sanfte, so gefühlvoll
als angenehme, und für andere zugleich - erquickende Musik
Freuden - einem Seelsorger weit vortheilhafter und anständiger, - dann
das viele Spielen mit Karten oder Würffei, - oder ein fast tägliches Jagen,
- oder ein allzuscharfes Fahren, - oder zu wildes Reiten. "52

Über die Musik im Elsass schreibt der Musikbaron nicht viel. Ausgenommen
sind natürlich die Stadt Straßburg, wo das Musikleben noch
reichhaltiger und qualitativ hochwertiger sei als in Freiburg, und außerdem
Zabern - darüber hatte ich ihn ja schon berichten lassen. Wenig, aber auch
wenig Gutes weiß er über die Kirchenmusik in den elsässischen Klöstern,
weshalb ich dazu auch nicht mehr zu sagen brauche. Bleiben zuletzt noch
seine Standesgenossen, die übrigen in der Region ansässigen Adligen:

„ Unter der hiesigen so zahlreich als geschmackvollen Noblesse -
giebt es viele Herren und Damen, welche keine kleine Kenner und
Kennerinnen der schönen Künste sind. - Unter solchen zeichnen
sich die Frau von Schmaus, die Frau Gräfinn von Kageneck von
Munzingen, der Reichsfreyherr von Brandenstein zu Orschweyer,
und dessen Fräulein Tochter Catharina von Brandenstein, (welche
überaus angenehm singt - und bey vieler Fertigkeit mit allem Geschmack
das Klavier spielt) auch kleine Stücke sehr artig komponirt,
- rühmlichst und vorzüglich aus. Die Fräuleins von Schach und Ka-
muzzi singen so lieblich als stark. Fürchtete ich nicht ihre Bescheidenheit
zu beleidigen, so würde ich (...) noch mehrere derselben, als


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