http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0367
367
„Bin imstande mein Schicksal zu tragen"
Ein unbekannter Bericht einer „Bühler Schwester" über das
KZ Ravensbrück und über ihren Weg hinein und hinaus
Johannes Werner
Kein Menschenherz ist je in eine so dunkle Nacht eingegangen wie
der Gottmensch in Gethsemani und auf Golgatha. In das
unergründliche Geheimnis der Gottverlassenheit des sterbenden
Gottmenschen vermag kein forschender Menschengeist einzudringen
. Aber Jesus kann auserwählten Seelen etwas von dieser
äußersten Bitterkeit zu kosten geben. Es sind seine treuesten
Freunde, denen er es als letzte Probe ihrer Liebe zumutet.
Edith Stein (Schwester Teresia Benedicta a Cruce), Kreuzeswissenschaft
; infolge der Deportation nach Auschwitz abgebrochenes
Manuskript
Man kann es kaum noch glauben, dass dies einmal möglich war: dass es
damals, unter Hitler, jeden treffen konnte, jederzeit, und ohne jeden Grund.
Und besonders schnell traf es die, die den Herrschenden ohnehin ein Dorn
im Auge waren; nämlich die, die sich, statt dem neuen Staat, der Kirche
widmen und weihen wollten. Niemand wird je wissen, wie viele von ihnen
ihr Leben lassen mussten; ihre Zahl geht in die Tausende. Allein ins KZ
Dachau wurden, allein aus der Erzdiözese Freiburg, 21 Priester eingewiesen
, von denen 16 überlebten. Aber ihnen, den Geretteten, hatte es oft die
Sprache verschlagen; zu sagen, was sie erlebt und erlitten hatten, war gewiss
nicht leicht, und wer wollte es hören? So nahmen sie ihre Erinnerungen
mit ins Grab. Um so wertvoller sind die, die sich erhalten haben - wie
die einer im Kinzigtal geborenen, in Bühl eingetretenen und eingekleideten
Ordensschwester, die als Schutzhäftling Nr. 25150 im KZ Ravensbrück gefangen
saß; Erinnerungen, die in dieser Form bisher unbekannt waren und
in ihr hier zum ersten Mal bekannt gemacht werden.
Das Leben davor
Margarete Armbruster wurde, als siebtes von zehn Kindern einer bäuerlichen
Familie, am 27. Dezember 1914 in Kaltbrunn bei Schenkenzell geboren
. Einem Menschen, der in dieser Zeit und in dieser Schicht aufwuchs,
und vor allem einem Mädchen standen nur wenige Wege offen; das Ordensleben
war einer von ihnen.' Irgendwann wurde Margarete Armbruster
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0367