Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 369
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0369
„Bin imstande mein Schicksal zu tragen"

369

Am 10.6.43 wurde loh verhaftet. Der Orufld. warum loh vorgeladen wurde,
war ein SpaB, den Ich ein viertel Jahr vorher "gemacht hatte. Zwei Frauen
sprachen mir von Ihrer groBen Angst vor den Russen, wann ale In unser
Land kämen. Om sie rasoh zu beruhigen, aagte loh: "Ihr braucht vor den
Russen keine Angst zu haben. Baden wird französisch. Heine Oberin beglel»
tete mioh auf die Gestapo, wo wir dann einzeln verhört wurden. Ich gab
zu, was loh gesagt und In welchem Sinn. Man versuchte auch die Kapuziner.
die die Pfarrei hatten, hineinzubringen. Inden der Baamte mir das Gestand
ajj abprmsen wollte, ich hätte dies bei den Patres am Auslandsender ge-
hSrt. Ein zweites Verhar folgte am näohaten Tage, dann keines mehr. An
diesem Tage muflte iah das Ordenskleid alt dem SträfUj^aanaHg_jver$auscheni
ni« «raten fi Wochen war loh In Einzelttaft, dann muflte Ich 10 Wochen die
Zelle leider mit einer Frau teilen. Hier schon begannen die qualvollen
lag» dar Entbehrung Jedes religiösen Trostes, Indem der Gefängnisgeistliche
mich nicht besuchen durfte, und es war mir nloht erlaubt. am Gsfan-
genengottesdlenst teilzunehmen, jjine Mitschwester durfte mich nicht besuchen
, dagegen die Angehörigen. Hier und Im KZ lernte Ich das Psalmwört:
"An den Flüssen Babels saßen wir und weinten, wenn wir dein gedachten,
Sion," in seiner ganzen Tiefs und Schwere verstehen. Hein Bruder, der
schon am dritten Tage vor meiner Gefängniszelle stand, erinnerte mich an

Das Original der Niederschrift, erste Seite

wohl aufmerksam auf die „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland" (wie
sie sich damals nannten). Diese 1849 in Niederbronn im Elsass gegründete
Kongregation hatte inzwischen auch in Baden festen Fuß gefasst und von
1923 an in Bühl ein großes Kloster gebaut, das zugleich als Mutterhaus der
neu errichteten badisch-hessischen Provinz fungierte.2 Nachdem Margarete
Armbruster am alten St.-Vincentius-Krankenhaus in Karlsruhe, das von
solchen Schwestern geleitet wurde, zur Krankenpflegerin ausgebildet
worden war, trat sie am 12. Oktober 1936 selber in deren Kloster ein; am
18. März 1937 erhielt sie das Ordenskleid, und am 19. März 1938 legte sie,
jetzt als Schwester Felixina, als eine von 27 Novizinnen ihre ersten, zeitlichen
Gelübde ab. In diesem Jahr umfasste die Provinz 1.670 Schwestern
in 158 Häusern.

Dann kam sie nach Karlsruhe, in die Pfarrkuratie St. Franziskus im
Stadtteil Dammerstock-Weiherfeld, die von Kapuzinern betreut wurde und
in der eine kleine Niederlassung von vier Bühler Schwestern, Krankenpflegerinnen
und Kindergärtnerinnen, bestand. Und dann geschah's.

Der Bericht

Am 10.8.43 wurde ich verhaftet. Der Grund, warum ich vorgeladen wurde,
war ein Spaß, den ich ein Vierteljahr vorher gemacht hatte. Zwei Frauen
sprachen mir von ihrer großen Angst vor den Russen, wenn sie in unser
Land kämen. Um sie rasch zu beruhigen, sagte ich: „Ihr braucht vor den
Russen keine Angst zu haben, Baden wird französisch." Meine Oberin begleitete
mich auf die Gestapo, wo wir dann einzeln verhört wurden. Ich
gab zu, was ich gesagt und in welchem Sinn. Man versuchte auch die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0369