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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 415
(PDF, 115 MB)
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Freimaurer in der Ortenau

415

firma nestler richard und albert sen. hochgradige freimaurer weshalb direkte
und indirekte staatsaufträge unmöglich - stopp - ministerpräsident7 bestellt
deshalb albert nestler jun. hierher um läge fabrik zu besprechen ...
(die Familie Nestler lehnte eine Fabrikübergabe ab) ... schärfste massnah-
men werden vorbehalten - stopp - erwarte richard nestler sen. und albert
nestler sen. donnerstag mittag reichsluftfahrtministerium berlin reichsluft-
fahrtminister8".

Positiv muss vermerkt werden, dass trotz dieser Erpressungsmaßnahmen
und Schikanen keiner der Lahrer Brüder freiwillig der NSDAP beigetreten
ist. Lediglich ein Bruder musste sich als (parteiloser) Bürgermeister
einer kleineren Gemeinde 1940 dem Druck beugen. Keiner der Lahrer Logenbrüder
wurde im Zuge der Entnazifizierung nach dem Krieg bestraft,
und lediglich zwei Brüder wurden in die Gruppe der „Mitläufer" eingestuft
. Alle übrigen Logenbrüder blieben unbelastet.

Der Nationalsozialismus und die Freimaurerei

„Zur Stärkung seiner politischen Sicherheit versucht er (der Jude), die rassischen
und staatsbürgerlichen Schranken einzureißen, die ihn zunächst
noch auf Schritt und Tritt beengen. Er kämpft zu diesem Zwecke mit aller
ihm eigenen Zähigkeit für die religiöse Toleranz - und hat in der ihm vollständig
verfallenen Freimaurerei ein vorzügliches Instrument zur Verfechtung
wie aber auch zur Durchschiebung seiner Ziele. Die Kreise der Regierenden
sowie die höheren Schichten des politischen und wirtschaftlichen
Bürgertums gelangen durch maurerische Fäden in seine Schlingen, ohne
dass sie es auch nur zu ahnen brauchen" - dieses Zitat aus der braunen Ersatzbibel9
legt bereits deutlich die Position der Machthaber zu den Freimaurerlogen
klar. Dies stellt beispielsweise auch der „Oberste Parteirichter
"10 deutlich heraus: „... Die grundsätzliche Stellungnahme der Partei zu
jeder Art von Freimaurerei ist ablehnend und unveränderlich. Es liegen
hier Meinungsverschiedenheiten weltanschaulicher Art vor, die zu überbrücken
auch nicht durch tagelange Aussprache gelingen würde."

Das System hat die Freimaurerei, gleich dem Judentum, in eine Rolle des
„symbolischen Schuldigen" gedrängt, also bequem und pauschal zum Sündenbock
herabgewürdigt. Willkürliche Hausdurchsuchungen in Logenhäusern
und bei Logenangehörigen waren genauso an der Tagesordnung, wie jede
Form von Druck und Nötigung bis hin zur blanken Gewaltanwendung
und Misshandlung. Unter diesem Druck wurden die Logen zur Auflösung
gezwungen. Die „Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln"
schloss ihren Tempel am 16. Juni 1935. Die „Große Loge von Preußen, genannt
zur Freundschaft", hielt ihre Schlussfeier am 7. Juli 1935 ab. Beide
Feiern wurden von der Geheimen Staatspolizei nicht nur überwacht, sondern
noch während des Verlaufs in unwürdiger Weise hämisch kommentiert.


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