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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 417
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Freimaurer in der Ortenau

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Dabei wurde säuberlich unterschieden zwischen den sog. „Altpreußischen
Logen", welche zum Teil versucht hatten, sich durch Umwandlung
in „Deutsch-Christliche Orden" - und damit Aufgabe freimaurerischer
Prinzipien - der Auflösung zu entziehen, und den sog. „humanitären Logen
". Während man davon ausging, dass die „Altpreußischen Logen" sich
aus Angehörigen des nationalen Bürgertums zusammensetzten, sah man in
den humanitären Logen die Elemente, welche sich aus „jüdisch beeinflus-
sten Wirtschaftskreisen und früheren Demokraten" zusammensetzten. Aufmerksam
beobachtete man auch den „Schottischen Ritus", der sich „als
Hochgradmaurerei aus ausgesprochenen Pazifisten zusammensetzt."

Die Nazis beobachteten mit Argwohn, dass sich zahlreiche Logenbrüder
nach dem Verbot immer wieder zu örtlichen Stammtischen, geselligen oder
familiären Anlässen trafen. Heftig kritisiert wurden im Jahre 1938 vor allem
die philosophischen Vorträge des als „Hochgradfreimaurer" bezeichneten
Dr. Horneffer. Tatsache ist, dass die Vorträge Horneffers den Nazis
ein Dorn im Auge waren, denn sie „dienten der Festigung freimaurerischer
Ideologien" und indirekt dem Zusammenhalt ehemaliger Freimaurer. Die
SS war jedoch nicht in der Lage, über wesentliche Versuche zur Wiederherstellung
des organisatorischen Zusammenhalts der Freimaurer zu berichten
.

Mit Argwohn gab man jedoch der Befürchtung Ausdruck, dass ein großer
Teil ehemaliger Freimaurer auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens
an Einfluss gewonnen habe. Leider sei die beabsichtigte, völlige Ausschaltung
der Freimaurer aus dem öffentlichen Leben nicht gelungen, weil man
die geplanten Maßnahmen „nicht mit aller Schärfe" durchgeführt habe. Eine
einschneidende Änderung habe dann die „Amnestieverfügung" Hitlers
vom 27. April 1938 gebracht, welche sich aber nur auf die NSDAP bezog
und dabei auf jene Freimaurer, welche in den ersten drei Graden gearbeitet
hätten und keine Logenämter wahrgenommen haben.

Die Möglichkeit, Wiederaufnahme in die NSDAP zu finden, soll teilweise
genutzt worden sein. Wohl weniger freiwillig, als unter teilweise
recht massivem Druck. In vielen Fällen, so die Nazi-Spitzel, habe man beobachtet
, dass beispielsweise bei der Übernahme in den Staatsdienst die
entsprechenden Fragebogen bewusst unrichtig ausgefüllt worden seien.
Die äußere Amnestie war jedoch intern mit der Weisung verknüpft worden
, ehemalige Freimaurer in jedem Fall von wichtigen Ämtern fern zu
halten.

In Kreisen der ehemals „Altpreußischen Logen" wurde jedoch mit Bitterkeit
diskutiert, dass die Amnestie die „viel gefährlicheren, humanitären
Logen bevorzuge", welche nur in drei Graden arbeiten. Das Verhalten der
Freimaurer bewies nach Ansicht der SS-Spitzel, dass ihnen jeder organisatorische
Zusammenhalt verloren gegangen sei, seien doch ihre Stellungnahmen
zu Fragen des öffentlichen Lebens völlig uneinheitlich. Einheitlich sei


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