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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 419
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Freimaurer in der Ortenau

419

Die allgemeine Kriegslage führte dazu, dass die zuvor aus dem öffentlichen
Dienst entfernten Freimaurer ab Herbst 1940 wieder Verwendung in
der öffentlichen Verwaltung fanden. Allerdings wird es als gefährlich angesehen
, dass Brüder, welche den 5. Grad erlangt haben, wieder in den öffentlichen
Dienst einzogen. Zumindest hätte man nach Meinung überzeugter
Nazis diese Brüder in Ämtern verwenden müssen, welche einstufungsmäßig
unter denen lagen, aus denen man sie zuvor verjagt hatte ...

Im Juli 1941 wird gemeldet, dass die Darstellungen Roosevelts als Freimaurer
in der Propaganda „beste Aufnahme" gefunden hätten. Roosevelt
sei mit der Freimaurerei und dem Weltjudentum aufs Engste verbunden.
Allerdings sei auch geäußert worden, „dass wir wohl gerade immer dann
Material finden, wenn die Propaganda es braucht." Weiterhin wird teilweise
in der Verbreitung des Bildes, das Roosevelt als „Hochgradfreimaurer
" darstellt, eine pressemäßige Vorbereitung des Kriegseintritts gegen die
USA gesehen.

Insgesamt ist man bestrebt, den USA jüdisch-freimaurerische Tendenzen
zu unterstellen. Letztmalig finden die Freimaurer im Februar 1944
Eingang in die Lageberichte, nachdem zuvor in der Presse im Zusammenhang
mit der politischen Entwicklung in Italien Berichte unter dem Titel
„Wühlarbeit der Freimaurer in Italien" lanciert worden waren. Damit sollte
den Freimaurern die Schuld an den Zuständen in Italien untergeschoben
werden.

Weiterhin wird die Freimaurerei in den geheimen Lageberichten der SS,
welche nur einem ausgewählten, eng begrenzten Personenkreis persönlich
zugestellt wurden, nicht mehr erwähnt. Sie scheint für die Nationalsozialisten
nicht mehr interessant gewesen zu sein, nicht einmal mehr als Sündenbock
.

Jedoch werden in den Todeslagern der Nazis, genauso wie in den Folterkellern
der Gestapo, neben unzähligen anderen Menschen auch viele
Freimaurerbrüder zu Tode gequält. Stellvertretend für alle, deren die Freimaurer
noch heute ehrend gedenken, ist hier des Bruders Carl von Ossietz-
ky zu gedenken, der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden
war.

Als bezeichnend für die Position der Nazis zu den Freimaurern sei hier
abschließend ein Befehl eines SA-Führers (Führer der Gruppe „Nordsee")
zur „Reichskristallnacht" zitiert:

„Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken. Die Feuerwehr
darf nicht eingreifen. Der Führer wünscht, dass die Polizei nicht eingreift.
Sämtliche Juden sind zu entwaffnen, bei Widerstand sofort über den Haufen
zu schießen. Dies kann auch erweitert werden auf die Freimaurerei."


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