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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 430
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Walter Ernst Schäfer

Die Vorbereitungen für die Gedenkfeiern 1876

Die Anstöße zur Feier des 200. Todestages Grimmelshausens kamen von
außen, von Literaten und Literaturwissenschaftlern. Der Tübinger Germanist
und Vorsitzende des Literarischen Vereins Stuttgart, Adelbert von Keller
(1812-1887) setzte sich mit Viktor von Scheffel (1826-1886) in Verbindung
, dem Erfolgsautor, der in der „Seehalde", seiner Villa auf der
Mettman bei Radolfszell, ein beschauliches Dasein führte.4 Adelbert von
Keller war an einer Ehrung Grimmelshausens umso mehr interessiert, als
er, zwar Experte für mittelalterliche Literatur, doch 1852 bis 1862 im Auftrag
des Literarischen Vereins eine kritische Ausgabe des Simplicissimus
besorgt hatte.5 Über Viktor von Scheffel ging die Anregung zu Ludwig
Eichrodt (1827-1892), von Beruf Oberamtsrichter in Lahr, bekannter aber
durch seine Satiren und Humoresken in Zeitschriften, durch seine Mitarbeit
am Kommersbuch und durch Das Buch Biedermaier (1853). Damit
war die Angelegenheit in die Ortenau getragen, ohne dass man wüsste, auf
welchem Weg sie nach Renchen gelangte. Jedenfalls wurde zur Vorbereitung
einer Gedenkfeier ein Ausschuss in Renchen gebildet.6 Ihm gehörten
zwei Literaten an, eben Ludwig Eichrodt und der ihm befreundete, sehr
viel jüngere Friedrich Geßler (1844-1891), der doch durch die Auffindung
des Grabes von Friederike Brion in Meißenheim 1863 und durch sein national
getöntes Drama Friedrich Staps über die Region hinaus bekannt geworden
war.7 Unter ihnen darf man am ehesten Friedrich Geßler zutrauen,
dass er Schriften und Biographie Grimmelshausens gut kannte. Die literarischen
Kenntnisse Ludwig Eichrodts scheinen eher oberflächlicher Art gewesen
zu sein.8 So war es auch Geßler, der bei der Feier in Renchen am
17. August die Festrede auf Grimmelshausen hielt, während Eichrodt in
launiger Art der Tafelgesellschaft präsidierte. Aus Renchen selbst traten
der Bürgermeister und eben Amand Goegg dem Ausschuss bei. Goegg war
1862 von der Großherzoglichen Regierung begnadigt worden und aus dem
Exil heimgekehrt, hielt sich aber immer nur vorübergehend in Renchen,
seiner Geburtstadt, auf.9

Die Tätigkeit des Ausschusses und die Gesinnungen der Mitglieder sind
nur in zwei Dokumenten greifbar, in einem Brief an die Redaktion einer
unbekannten Zeitung und in dem vom Festausschuss unterzeichneten gedruckten
Plakat zur Ankündigung der Feier.10 Man präsentierte Grimmelshausen
als einen Volksschriftsteller und als einen „ächten Fortschrittsmann
".

Sein Hauptwerk, „Der Simplicissimus", schildert uns Land und Leute
aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges so treu und trefflich,
von solch köstlichem Humor durchweht und so tief aus dem Volk
heraus für dasselbe geschrieben, daß das Buch für alle Zeiten als
ein kostbarer Schatz der deutschen Literatur gelten wird.


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