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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 436
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Walter Ernst Schäfer

Augen haben deinen Heiland gesehen mit der Rückgewinnung des - von
preußischer Artillerie zerbombten Straßburg zu kontrastieren und beide
Ereignisse unter dem nationalen Gesichtspunkt zu werten.23 Geßler übersah
wie so viele deutsche Zeitgenossen, dass sich das Heilige Römische
Reich deutscher Nation mit seinem schwachen Interesse an den oberrheinischen
und elsässischen Reichsteilen kaum mit dem 1871 geschaffenen
Zweiten Kaiserreich und die auf Neutralität bedachte Bürgergesinnung des
17. Jahrhunderts kaum mit der national aufgeheizten Stimmung im
Deutschland des 19. Jahrhunderts vergleichen ließ.

Auch die dem Zentrum nahestehende Presse nahm prompt Anstoß an
diesen Bemerkungen. Der Badische Beobachter vom 20. August 1876 berichtete
:24

Als zweiter Redner trat ein Herr Geßler aus Lahr auf und suchte den
Gefeierten als Schriftsteller zu schildern. Anfangs enthielt er sich jeder
anstößigen Bemerkung und behandelte sein Thema sachgemäß.
Schließlich konnte er es nicht lassen, kulturkämpferisch zu sein und
etwas hineinzuziehen, was garnicht dazu gehörte. Statt dem damaligen
Bischof von Straßburg zu danken, daß er Grimmelshausen in
seinem Lande eine Stelle gegeben, wo er im vielbewegten Leben Ruhe
fand und Muse genug, um seine besten Schriften zu verfassen, so
machte er dem Manne einen Vorwurf daraus, daß er im Jahre 1681
den König von Frankreich Ludwig XIV. an den Pforten des Münsters
empfangen, wobei er die Worte der hl. Schrift aussprach: Nun dimit-
tis servum etc. Der Ausdruck der Freude galt dem Umstände, daß
der Bischof von Straßburg wieder den Dom als seine Kirche erhielt
durch den Wechsel der Herrschaft. Wenn die Herren wissen wollen,
was katholische Priester über den Raub Straßburgs urtheilten, so
mögen sie den hierüber vom französischen Bischof Fenelon an den
König geschriebenen Brief lesen. Bischof Egon konnte nicht anders,
als seinen Herrscher zu empfangen und seine Freude darüber auszusprechen
, daß er wieder ein Recht im schönen Dom habe. Warum
beim Feste eines Convertiten so Culturkampf treiben?

Eine recht eigenwillige Interpretation der Begrüßungszeremonie vor dem
Straßburger Münster 1681 und der dabei gesprochenen Worte. Und ob man
Geßlers Erinnerung daran als „Kulturkampf bezeichnen will, ist Ermessenssache
. Jedenfalls wird deutlich, wie genau man links und rechts auf jedes
Wort achtete.

Die Festgäste - es müssen über zweihundert gewesen sein - kamen zum
größten Teil aus den mittelbadischen Städten Baden-Baden, Bühl, Achern
und Offenburg, aber auch aus dem nahe gelegenen Straßburg. Sie gehörten,
soweit man erkennen kann, der liberalen oder radikaldemokratischen Rieh-


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