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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 443
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Die Grimmelshausenfeiern in Renchen 1876 und 1879 in ihrem historischen Kontext

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ne Grußadresse.49 Auch fand die Feier bei den öffentlichen Ämtern nun
mehr Beachtung als die 200-Jahrfeier 1876. Selbst das großherzogliche badische
Ministerium des Inneren grüßte die Festgesellschaft.

Die Errichtung des Grimmelshausen-Denkmals - eine Ersatzhandlung?

Es wurde in jüngster Zeit, in Zusammenhang mit dem 150-jährigen Jubiläum
der badischen Revolution 1998/99 die Frage aufgeworfen, wie weit
bei der Denkmalseinweihung die Erinnerung an die frühere Bestimmung
des Denkmals, an 1848/49 überhaupt, mitschwang, ja, es wurde die Hypothese
aufgestellt, die Errichtung des Denkmals in Renchen sei eine Ersatzhandlung
für den missglückten Versuch gewesen, ein Denkmal für die Erschossenen
in Rastatt zu erstellen.50 Erweisen lässt sich diese Hypothese
nicht. Man weiß von der Teilnahme früherer Revolutionäre - von Amand
Goegg abgesehen - nichts. Die namentlich bekannten Verfasser des „Aufrufes
" aus Rastatt, mit dem am 26. April 1874 zu Geldspenden für das
Denkmal in Rastatt aufgefordert worden war, traten in Renchen beim Fest
1879 nicht hervor.51 Dass der eine oder andere Festteilnehmer sich an die
ursprüngliche Bestimmung des Denkmals erinnert haben mag, bleibt unbestritten
, doch fehlen Zeugnisse. Unter den Zuschriften fällt in Hinsicht auf
diese Frage allenfalls diejenige von Karl Blind auf, der mit Datum vom
13. August 1879 aus dem Exil in London schrieb:52

So Manches, was Grimmelshausen einst schrieb, klingt leider heute
an deutsche Verhältnisse an, nachdem doch erst acht Jahre verflossen
sind, seitdem wir in gerechtem Kampf uns die gebührende Stellung
errangen. Doch die Zuversicht auf die kommende Freiheit und
ganze Einheit unseres Vaterlandes soll uns nimmermehr verlassen ...

Immerhin ein Hinweis darauf, dass durch die Verfassung des Reiches von
1871 - die viele für ein Provisorium hielten - die ersehnte Freiheit noch
nicht gewonnen sei. Doch sind in den Reden der Feiernden selbst - und
wohl auch in der Ansprache von Amand Goegg nicht, die Zeitungsreporter
hätten es sonst vermerkt - keine Anspielungen auf 1848 zu vermerken.

In seiner Darstellung des Ringens um ein Denkmal für die Achtundvierziger
in Rastatt verweist Meinhold Lurz einerseits auf auffällige Kalenderdaten
, andererseits auf die Inschriften auf dem Grimmelshausen-Denkmal.
Der Denkmalsockel ist - ohne eine Feier - am 14. Juli 1879, dem Datum
des französischen Nationalfeiertags, erstellt worden. Das Denkmal selbst
ist im August 1879, ungefähr fünfzig Jahre nach der Erschießung der Rastatter
Aufständischen, eingeweiht worden. Es trägt als Aufschrift einen
von Friedrich Geßler verfassten Spruch:53


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