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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 445
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Die Grimmelshausenfeiern in Renchen 1876 und 1879 in ihrem historischen Kontext

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Überblick über das Gesamtwerk Grimmelshausens. Als Festredner war jedoch
Wilhelm Engelfried Oeftering (1879-1940) vorgesehen, der durch eine
historische Darstellung der Literatur der Ortenau hervorgetreten war
und einige Jahr später mit seiner umfassenden Geschichte der Literatur in
Baden (Teil I, 1930 - Teil III, 1939) ein vorzügliches Arbeitsinstrument für
die Regionalhistoriker ausarbeiten sollte.56 Oeftering, zu dieser Zeit noch
Bibliothekar der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, hatte unter dem
Pseudonym Engelbert Hegaur sich schon mehrfach auch mit Grimmelshausen
befasst. So hatte er schon 1909 eine populäre Ausgabe des Simpli-
cissimus bei Langen in München herausgegeben. Beim gleichen Verlag erschienen
1923 bis 1925 die Simplicianischen Bücher in drei Bänden von
ihm.57 Auch hatte er vereinzelte Studien zu Grimmelshausen verfasst.58

In seiner Festrede von 1924 knüpfte Oeftering an die Feiern von 1876
und 1879 an und gab einen Rückblick:59

Bald 50 Jahre sind es her, da trafen sich an derselben Stelle, wo wir
heute tagen, eine Reihe von deutschen Männern aus verschiedenen
Teilen des Vaterlands, um das Andenken an Grimmelshausen zu
feiern, um es dem Schutt der Vergessenheit zu entreißen und dem
Streit der Tagesmeinung gegenüber hoch zu halten. Das war im
Sommer 1876, als der 200. Todestag des Simplizissimusdichters sich
jährte, und drei Jahre darauf vereinigte sich abermals eine frohe
Schar, diesmal um den Denkstein für Grimmelshausen zu enthüllen
und einzuweihen. Beide Feiern waren getragen von einer frohen und
stolzen Grundstimmung, die sich an dem endlich erfüllten Traum eines
geeinten und emporsteigenden Vaterlandes erquickte. In den
Festreden und Denksprüchen klang ein warmer Patriotismus, der
leuchtenden Auges hinüber über den Rhein zu den Vogesenbergen
und nach Straßburg blickte. Heute, da wir uns wiederum im Zeichen
Grimmelshausens hier vereinen, tun wir es mit umflorten Fahnen
und einem wehen Druck im Herzen. Aber wir wollen nicht dem
Schmerz und der Klage Raum geben, sondern, im Gedenken an den
Mann, dessen Name uns hier zusammenrief, die Glut der Hoffnung
auf eine bessere und helle Zukunft schüren und angefacht halten. Er
selbst ist ja als Mensch und Dichter ein Wegweiser aus trüber Zeit
zu lichter Zukunft. Schlimmer noch als heute war in seinen Tagen
Deutschland zertreten und zerfetzt, der Name Vaterland war zerflattert
, und doch steht Grimmelshausen, uns zum Trost, als ein Beispiel
des Aufstiegs und der sittlichen Wiedergeburt vor unserem Geiste. Er
und sein Werk sollen darum heute mehr denn je wie ein Höhenfeuer
unsere Blicke aufwärts lenken.

Wieder färbten die Zeitereignisse, der Versailler Vertrag, Inflation und
Wirtschaftskrise, auf die Feierlichkeiten und die Festrede ab. Doch der


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